FEE

Notaufnahme

Wer mit Bands wie EXTRABREIT oder ZELTINGER nichts anfangen kann, ist hier raus. Wer als NDW nur Kassetten bis maximal Ende 1980 betitelt, hat auch irgendwas nicht ganz kapiert und darf sich nun selbst abschalten.

Also dürfen sich jetzt alle eBay-Musikhistoriker verabschieden und die ganzen Punkrock-Puristennasen direkt mitnehmen. Damals war alles anders, aus Prinzip besser, auf jeden Fall neu und so wunderbar erfrischend ziel- und zwanglos.

Natürlich waren FEE eine altbackene Deutschrock-Band, die bedeutungslos war und nichts wirklich Wichtiges hervorbrachte, bis sie überrannt und von dieser „Zeitgeistwelle“ mitgetragen wurde.

Alle mussten damals einfach deutsch singen. Es war genau dieses kleine Zeitfenster, in dem alles möglich, jeder Quatsch ohne Wertung erlaubt war und wie wild herumexperimentiert wurde. Sei es mit Klängen oder Wörtern.

Die Sachen klingen unfertig, spontan und strotzen nur so vor positiver Energie. FEE haben dann auch mit „Notaufnahme“ direkt ihr komplettes Potenzial verballert und geben ordentlich Gas. Die Flucht nach vorne.

Ihr Mix aus hartem Rock, Pub-Punk, New Wave und Reggae springt dem Hörer direkt und mit einem Augenzwinkern ins Gesicht. Genauso wie der Brustansatz der Sängerin. Wobei ich mich als pubertierender Jüngling immer gefragt habe, was sie denn da unterm Kittel an hat ...

Natürlich ist das alles irgendwoher zusammengeklaut, furchtbar klischeemäßig aufbereitet, aber das Wunderbarste ist: Die Platte funktioniert auch heute noch, denn spiel- und produktionstechnisch wussten diese Profis halt, was sie da machen, und brachten jeden Song ins Ziel, eben genau auf den Punkt, Die Platte lief/läuft so rund und das erste Mal will ich keine Bonustracks hören, denn schon hier hört man, dass danach einfach nichts mehr kommen kann, was dann auch der Geschichte entspricht, aber wer „Amerika“ oder „Mach dich lieber anders tot“ nicht kennt, darf mit mir nicht mehr reden.

Ach ja, was das Beste an der CD ist: Ich brauche nicht mehr aufstehen, um die Platte herumzudrehen. Mit einem zufriedenen Grinsen gefangen in der Zeitschleife ...