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FAWLTY TOWERS

An Comedy und Sitcoms kann ich kein Stück leiden, wenn es nach dem Raushauen eines Jokes diese beifallheischende Pause gibt, damit der/die Dümmste merkt, dass jetzt bitte gelacht werden darf. Solche billigen Tricks sind bei „Fawlty Towers“ völlig unnötig. John Cleese (of Monty Python fame) hat hier in einer für zu Kurzatmigkeit neigenden Menschen fast unerträglichen Frequenz Sprüche raus, dass ich mich fast verschlucke vor Dauerlachen. Basil Fawlty führt mit seiner Gattin Sibyl, Zimmermädchen Polly und dem aus Barcelona stammenden Kellner Manuel in Torquay das Hotel Fawlty Towers. Er befindet sich in einem permanenten Krieg mit seiner Gattin und dem nur schlecht Englisch sprechenden Manuel – und vor allem mit seinen Gästen. Basil Fawlty ist unfassbar neurotisch, rechthaberisch, rassistisch, arrogant und cholerisch, und so stolpert er im Sekundentakt von einer Katastrophe in die andere. „Fawlty Towers“ ist ganz große Schauspielkunst, die Dialoge von Cleese und seiner (Ex-)Ehefrau Connie Booth sind von chirurgischer Präzision, weshalb man unter gar keinen Umständen die deutsche Synchro-Fassung anschauen darf – bitte zwingend Original mit Untertiteln. Absurd, dass 2020 auch „Fawlty Towers“ von „Cancel Culture“ erreicht wurde: gerade die geniale Folge, in der Cleese/Fawlty deutsche Gäste mit Nazi-Getue befremdet, wurde seitens der BBC als kritisch erachtet. Und im Disclaimer der deutschen Blu-ray-Premiere von „Fawlty Towers“, die die insgesamt 12 Folgen der Serie endlich komplett ungekürzt und mit dem Originalvorspann präsentiert, wird vor zeittypischem Humor gewarnt.
Joachim Hiller