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MR. PHYLZZZ

Fat Chance

Im Webshop von Tom Hazelmyers legendärem Label, der sich hinter der seltsamen Domain verbirgt, findet sich ein Poster für eine gemeinsame Show von MELVINS, BORIS und MR. PHYLZZZ. Letztere beschreiben sich selbst so knapp und prägnant, wie man es all jenen Bands nur empfehlen möchte, die sich stattdessen von talentreduzierten Kölner Lohnschreibern dreiseitige PR-Wortgeschwulste an die Backe labern lassen: „Two-piece loud-ass noise rock band from Chicago, IL (originally Cincinnati, Ohio).“ Nach dem Debüt „Penitent Curtis“ (2019, AmRep) und dem wundervoll betitelten „Cancel Culture Club“ von 2022 wittern Danny Sein (dr) und Clinton Jacob (voc, gt) nun in Form ihres dritten Quasi-Longplayers ihre „Fat Chance“. Labelboss Tom „Haze XXL“ Hazelmyer hat das passende Artwork gestaltet, und die sieben Songs in Mini-Album-Laufzeit, die im Electrical Audio-Studio vor Ort in Chicago aufgenommen wurden, sind ein Flashback in die Hochzeit von AmRep, als Noiserock dort und auf Touch & Go fast schon boomte. MELVINS wurden bereits genamedroppt, COWS, GOD BULLIES, THE JESUS LIZARD packe ich in Fischmarktverkäufermanier mit in die große Tüte, und dann ist da, etwa beim famosen „Maybe“, wo erneut die cleane, fast weiblich wirkenden Stimme von Jacob im Vordergrund keift, auch ein gutes Stück klassische Rock-Sensibilität vorhanden – wenn auch in Stacheldraht gewickelt. Ich muss an MUDHONEY, TAD, SKIN YARD denken, die damals parallel zu Noiserock aus Seattle ihren uncleanen Rock in die Welt lärmten. MR. PHYLZZZ sind erstaunlich zugänglich und haben einen enorm mitreißendem Groove. Doppel-Tour mit DŸSE? Fände ich gut!