Der Kurzfilm, eigentlich ein schönes Medium, gerade für junge Filmemacher, oder um generell interessante Ideen in recht komprimierter Form umzusetzen, die in einem abendfüllenden Film nicht funktioniert hätten.
Leider setzt sich wie in der Musik auch hier die Unsitte durch, dass man keine Single mehr aufnimmt, sondern gleich ein komplettes Album, und so können neunzigminütige Filme dadurch zur Tortur werden.
Letztendlich gibt es aber bis auf Festivals auch kaum noch Programmplätze für dieses Format, dabei könnte man doch einfach eine schöne DVD damit voll machen, wie in diesem Fall. Und so versammeln sich hier insgesamt neun Kurzfilme aus Deutschland, Spanien, Australien und den USA, die wohl alle mal im Programm des alljährlich stattfindenden Fantasy Filmfests gelaufen sind.
Eine Institution, die über die Jahre durch eine schleichende Kommerzialisierung viel von ihrem früheren Reiz verloren hat. Und so läuft dort zu 90 Prozent nur noch das, was in Deutschland bereits einen Verleiher für Kino oder DVD gefunden hat.
Dafür kann man die Sachen oft noch ungeschnitten und im Original erleben, wobei in der Regel die Kurzfilme das einzige sind, was man ausschließlich dort zu Gesicht bekommt. „Nur neun Filme?!“, ist man angesichts dieser DVD versucht zu sagen.
Zumal man dabei Länder wie Japan, Frankreich, Großbritannien und Neuseeland vermisst, wo ebenfalls sehr gute Kurzfilme produziert werden. Mal wieder Meckern auf hohem Niveau, denn grundsätzlich ist das hier schon eine sehr unterhaltsame wie geschmackvolle Zusammenstellung, die ganz auf das FFF zugeschnitten ist, und so regiert hier vor allem Horror und Schwarzhumoriges.
Den deutschen Film ARBEIT FÜR ALLE von Matthias Vogel und Thomas Oberlies könnte man als Nachfolger von STAPLERFAHRER KLAUS ansehen. Eine Fake-Doku und satirische Refelxion unserer Arbeitswelt, in der das Rentenalter nach oben gesetzt wurde und Zivildienstleistende sich jetzt um bedürftige Arbeitnehmer kümmern.
Wobei der besondere Gag hier noch der eigentliche Job des Mannes im Rollstuhls ist, er dabei im Mittelpunkt steht. Sehr schön auch der spanische Computeranimationsfilm TADEO JONES UND DIE GRUFT DES TODES, der sich natürlich nicht mit Hollywood-Werken dieser Art messen kann, aber auf recht liebevolle Art Indiana Jones persifliert.
Dafür tricktechnisch um so beeindruckender der amerikanische Film ITSY BITSY, in dem ein junges Pärchen in ihrem Heim mit einer Spinne in den Ausmaßen eines mittelgroßen Hunds konfrontiert wird.
So richtig böse wird es eigentlich nur in KILLING TIME, in dem ein Sniper ein paar Camper aufs Korn nimmt, ansonsten regiert eine eher makaber-humorige Stimmung. Eine sehr schöne und sehenswerte Veröffentlichung auf durchweg hohem Niveau, bei der die Kurzfilme alle im Original mit deutschen Untertiteln präsentiert werden.
Man muss allerdings dabei die Fähigkeit besitzen, sich kurzfristig auf die unterschiedliche thematische Herangehensweise und Stimmung der Beiträge einzustellen, wobei es natürlich nicht ausbleibt, dass der eine oder andere Filme vielleicht nicht den persönlichen Geschmacksnerv trifft.
Auf einer Bonus-DVD gibt es noch einiges an Zusatzmaterial, darunter auch noch ein zusätzlicher Kurzfilm, die kanadische Produktion WARUM DIE ANDERSON KINDER NICHT ZUM ESSEN KAMEN. Hoffentlich bleibt es nicht bei dieser einen Veröffentlichung, denn es gibt eigentlich nichts schöneres als ein paar richtig gelungene Kurzfilme.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #89 April/Mai 2010 und Thomas Kerpen