Aus Spaß wurde Ernst. Ernst ist heute drei Jahre alt. Sorry, aber diesen Kalauer aus meiner Kindheit konnte ich mir nicht verkneifen. Denn aus dem Spaßprojekt FAKE NAMES ist spätestens mit dem zweiten Album „Expendables“ eine Band geworden, die an anderer Stelle schon mal als „Supergroup“ bezeichnet wurde. Neben Gitarrist Brian Baker (MINOR THREAT, BAD RELIGION) gehören auch Gitarrist Michael Hampton (S.O.A., EMBRACE), Sänger Dennis Lyxzén (REFUSED, THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY), Bassist Johnny Temple (GIRLS AGAINST BOYS, SOULSIDE) und Schlagzeuger Brendan Canty (FUGAZI, RITES OF SPRING) zur Punkrock-Allstar-Band. Alle kennen sich seit vielen Jahren. Alle mögen sich. Alle machen die Band nur zum Spaß, nicht aus Profitgründen. Wenn es so weiterläuft, könnte Epitaph mit FAKE NAMES aber durchaus auch Geld verdienen. Im Mai 2020 veröffentlichte die Band ihr gleichnamiges Debütalbum, konnte aber wegen der Pandemie bislang nur eine einzige Show spielen. Vor etwa einem Jahr gab es dann Nachschlag in Form einer ebenfalls gleichnamigen 3-Track-EP. Am Schlagzeug saß damals aushilfsweise FUGAZI-Drummer Brendan Canty, der inzwischen festes Bandmitglied ist. Am Grundprinzip hat sich mit „Expendables“ wenig geändert. Gut gelaunter, fast schon poppiger Punkrock mit hochpolitischen Texten. Songs über Revolution, Unterdrückung oder Klassenkampf. Teils mit zweistimmigen Gitarren, teils mit Background-Chören wie bei BAD RELIGION. Diesmal haben FAKE NAMES ihre zehn neuen Songs in einem richtigen Studio mit einem richtigen Produzenten aufgenommen. Das Debütalbum war ja noch das unveränderte Demo, das Brian seinem Kumpel Brett Gurewitz von Epitaph Records vorgespielt hatte. „Expendables“ ist binnen einer Woche unter der Aufsicht von Adam „Atom“ Greenspan (IDLES, YEAH YEAH YEAHS) entstanden. „Die Pop-Einflüsse sind diesmal noch mehr im Vordergrund“, sagt Brian Baker zum Sound. „Und die Produktion hilft den Songs, wirklich zu glänzen. Sie klingen noch direkter, noch dringender.“ Für ihr Debüt hatten sich FAKE NAMES vorgenommen, gänzlich auf Effektgeräte zu verzichten, so wie in der Highschool damals. Im Studio ließ sich das nicht ganz vermeiden, aber auf der Bühne wird kein Pedal zu sehen sein, verspricht Brian, der mit BEACH RATS noch ein weiteres Allstar-Projekt ins Leben gerufen hat, mit Musikern unter anderem von BOUNCING SOULS. In beiden Bands werden die Egos vor der Proberaum- beziehungsweise Studiotür gelassen. Trotz all der großen Namen versucht keiner, sich in den Vordergrund zu spielen oder den anderen seinen Willen aufzuzwingen. Diese Lockerheit hört man FAKE NAMES auch an. Sie ist vielleicht auch das Erfolgsgeheimnis der Band. Nichts muss, alles kann. Im April will das Quintett dann seine erste Tour starten. Endlich.
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