FAKE NAMES

Foto© by Danny Clinch

Supergroup?

Das Who’s Who von FAKE NAMES liest sich wie der feuchte Traum eines jeden Punkrock-Fans. Immerhin vereinen sich dort Musiker wie Dennis Lyxzén (REFUSED, THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY, INVSN), Michael Hampton (EMBRACE, S.O.A.), Johnny Temple (GIRLS AGAINST BOYS, SOULSIDE) und neuerdings Brendan Canty (FUGAZI, RITES OF SPRING). Wir sprechen mit Brian Baker, der wohl in den wichtigsten Punk- und Hardcore Bands der letzten vierzig Jahre gespielt hat – BAD RELIGION, MINOR THREAT und DAG NASTY – über das zweite Album „Expendables“ dieser All-Star-Band.

Erst mal muss man wohl positiv erwähnen, dass es überhaupt ein zweites Album gibt. Immerhin liegt es ja schon fast in der Natur von Bands mit solch illustren Line-ups, dass sie meist kurze Nebenschauplätze sind, in denen sich die Protagonisten die Zeit vertreiben, während ihre anderen Bands aus welchen Gründen auch immer gerade ein Zeitfenster offen stehen lassen. Aber als reines „Nebenprojekt“ will Brian die Band nicht verstanden wissen. „Es ist ein Projekt, das zwei Alben veröffentlicht hat. Plus eine EP! Da muss es doch wohl eher als Parallelprojekt qualifiziert werden, oder nicht? Ich denke, ‚echte‘ Bands spielen Live-Shows. Nach diesem Kriterium ist unsere Band sicherlich echt, denn wir sehen uns dieses Jahr noch!“ Bei dem Einfluss solcher Parallelprojekte wie FAKE NAMES auf seine anderen Bands wie BAD RELIGION ist Brian jedoch skeptisch, dass diese von seinen Eskapaden profitieren „Bei mir gilt das auf keinen Fall. Brett und Greg haben bei BAD RELIGION ein gutes System etabliert.“

Nun da FAKE NAMES den Schritt aus dem Gebiet des „Seitenprojekts“ hinausgewagt hat, haben sie diesmal auch mit einem Produzenten gearbeitet. Denn das selbstbetitelte Debüt der Band wurde damals von Brians BAD RELIGION-Kollegen und Epitaph-Gründer Brett Gurewitz einfach so veröffentlicht, wie es war – und es war eigentlich als Demo gedacht. Nun aber die Zusammenarbeit mit Adam „Atom“ Greenspan, der schon für IDLES und die YEAH YEAH YEAHS hinter den Reglern stand. Wirklich etwas geändert habe das aber laut Brian nicht. „Die Methode des Songwritings war genau dieselbe, der einzige wirkliche Unterschied ist, dass wir alles auf einmal in einem großen Raum aufgenommen haben, während Atom uns durch ein Fenster anstarrte.“ Bei so viel Abgeklärtheit stellt sich die Frage, wieso ein alter Hund im Musikbusiness wie Brian überhaupt eine neue Band gründet. Hat man nach all den Jahrzehnten nicht schon alles gesehen? Eine Frage, die sich Brian nicht stellt. „Ich schreibe fast jeden Tag Musik, und das schon seit ich ein Teenager war. Es ist unglaublich befriedigend und macht heute noch genauso viel Spaß wie damals. Warum sollte ich damit aufhören?“

FAKE NAMES sind also das unaufgeregte Projekt von Musikern, die niemandem mehr etwas beweisen müssen, und Musik machen, weil sie Bock darauf haben. Bleibt nur die Frage, wie austauschbar man in einer Band ist, wo alle Mitglieder doch einen so vollen Terminkalender haben und das neue Album auch noch „Expendables“, also „Die Austauschbaren“ heißt? Welcher Stuhl im Line-up wackelt? „Nun, offensichtlich bin ich nicht der Entbehrliche in dieser Combo – ich habe sie mit Michael gegründet! Wenn ich Dennis oder Johnny wäre, würde ich allerdings aufpassen, haha! Brendan ist im Moment sicher, weil er bei FUGAZI war.“