Ich muss zugeben, ich hatte Gold Standard Laboratories bis zu meinem Interview mit YEAR FUTURE-Mitglied und Labelgründer Sonny Kay nie für ein wirklich politisches Label gehalten, eher eines mit spinnert-genialer Künstlerattitüde.
Doch die Bush-Zeit hat so manches geändert, wie mir scheint, und in den Chor der wohlbegründeten, sehr wütenden Kritiker stimmen auch SABERTOOTH TIGER ein, deren Namen als höchst metaphorisch anzusehen ist: Der Säbelzahntiger als extrem gefährliches Raubtier (ein Synonym für die USA?) starb trotzdem aus, und mit der unaufhaltsamen (Selbst-)Ausrottung, in diesem Fall: der Menschheit, beschäftigt sich das Album thematisch, findet sich zu diesem Thema im Booklet ein Essay von Noam Chomsky.
Bassist Chris Burnett und Gitarrist Aaron Farley teilen sich bei diesem Trio aus Los Angeles den Gesangspart, und gleich drei Drummer kamen zum Einsatz, darunter auch Jon Theodore von THE MARS VOLTA, womit man mal wieder Familiensinn bewiesen hat.
Der Sound der Band: treibender, komlexer, düsterer, wütender Hardcore, der mich an eine Mischung aus ARTICLES OF FAITH und STEAKKNIFE erinnert. Melodiöse, dunkle Parts treffen hier auf laute, kickende, und irgendwie hätte dieses Album, das textlich klar Stellung bezieht, aber keine Parolen runterbetet, auch sehr gut auf Alternative Tentacles erscheinen können, erinnert es mich doch phasenweise stark an REPORT SUSPICIOUS ACTIVITY.
Definitiv ein Fall für Menschen mit gutem Geschmack abseits jeglicher Trends, und zwei Videoclips gibt es auch noch, unter anderem zu "Argentina", in dem es um den von der Weltbank und IWF (mit)verschuldeten Kollaps des südamerikanischen Landes geht.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Joachim Hiller