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DRANGSAL

Exit Strategy

Ist Max Gruber aka DRANGSAL mit Songs wie „Mädchen sind die schönsten Jungs“ knietief in der textlichen Welt von Farin Urlaub angekommen? Die Vermutung liegt nahe. Die Betonung einer jeden einzelnen Songzeile und das Rhythmussegment mit synthetischen Streichern ist nahe bei DIE ÄRTZE. Die THE SMITHS-Dramaturgie der Vorgängeralben ist passé und durch seinen „Boykott des binären Komplotts“ ersetzt, obgleich das Morrissey vermutlich mitgetragen hätte. DRANGSAL – jetzt kahl, nackt und entblößt – triumphiert im Song „Exit strategy“ über die Langeweile mit textlicher Eindringlichkeit in seiner neuen Lautsprache: „Wie soll ich singen, was ein jeder versteht?“ Bei Songs wie „Urlaub von mir“ besteht die Gefahr, dass Max Gruber sich im Schlagerpop von Helene Fischer verliert, die den Zeitgeist so „fucking kalt“ – um in der Wortwahl von DRANGSAL zu bleiben – analog schwülstig beherrscht. Textlich positioniert sich Max Gruber oft nahe an diesem Genre: „Mein Kopf hängt in den Wolken, doch es regnet in Strömen“. Helene wird diese Songzeile zu würdigen wissen, auch wenn er mit seiner Referenz aufs „Komasaufen“ versucht, die Kurve zu bekommen. Rhetorisch gefragt: Ist Indie-Schwulst legitimer als Schlagerschwulst? „Zweifel zerreißen, Herzen erweichen, ich will ungeheuer streicheln, ich wünsche mir Liebe ohne Lüge“. Das ist Udo Jürgens in Reinkultur, bei ihm heißt es „Liebe ohne Leiden“, aber bei DRANGSAL ist es mit zündenden Refrains, Handclaps und Synthie-Beats enorm aufgefrischt.