ESKORBUTO aus Santurtzi im Nordern der iberischen Halbinsel gründeten sich 1980, als das Ende der faschistischen Franco-Diktatur in Spanien gerade mal ein paar Jahre her war und das Leben im verarmten Baskenland alles andere als ein großer Spaß war, als der Konflikt zwischen Polizei und den ETA-Separatisten die junge Demokratie belastete.
Beeinflusst vom englischen Punkrock der Siebziger richtete sich die Wut des Trios so ziemlich gegen alles, und sie machte auch nicht Halt vor den Nationalisten ihrer Heimat. So schrieben sie, als sie 1983 auf einer Fahrt nach Madrid wegen angeblicher ETA-Unterstützung verhaftet wurden, den Song „A la mierda el País Vasco“, der 1984 auf „Zona Especial Norte“ landete und mit dessen Titel sie sich in ihrer Heimat keine Freunde machten – „Verpiss dich, Baskenland!“ ist kaum patriotisch deutbar.
Sowieso sangen ESKORBUTO immer Spanisch, verwendeten in Songtiteln gerne ein K statt des C, und wurden mit den Jahren zu einer der beliebtesten Punkbands Spaniens, die heute in der gesamten spanischsprachigen Punk-Welt als eine der einflussreichsten gilt.
Bis 1998 war eine letzte Version von ESKORBUTO noch aktiv, angeführt vom Gründungsmitglied und Drummer Pako, der 1992 die Band weiterführte, als seine Bandkollegen Iosu und Juanma ihrer Heroinabhängigkeit erlagen.
Nachdem Munster mit „Maldito Pais“ 2010 eine Doppel-CD mit frühen Aufnahmen veröffentlicht hatte, erscheint nun die Neuauflage des 1985er Debütalbums „Eskizofrenia“, dessen Bedeutung für die Punk-Szenen in Spanien und Lateinamerika seinerzeit enorm war.
Ihre Texte sind weiterhin explizit und schnörkellos, musikalisch wie von der Produktion ist das Album den frühen Sachen einerseits überlegen, andererseits ist das elektronische Simmons-Schlagzeug mit seinem nervigen, dröhnenden Wumms gewöhnungsbedürftig: „It suited us during the recording“ heißt es dazu in den Linernotes, es war einfach praktisch.
Wer des Spanischen mächtig ist, kann sich an den ausführlichen Linernotes versuchen. Ein Klassiker des Ibero-Punks.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #96 Juni/Juli 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #89 April/Mai 2010 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #70 Februar/März 2007 und Joachim Hiller