TAUCHER

Erstmal alles

Was macht eigentlich Stephan Mahler (früher SLIME)? Was ist musikalisch aus ihm geworden nach dem Ausstieg bei KOMMANDO SONNE-NMILCH? Und ... was ist mit DIE UNBEZAHLBAREN passiert, die Mitte der Neunziger mit „Mutti“ auf Slime Tonträger mal ein grandioses Album veröffentlicht hatten und von denen mit „Es bleibt alles, wie es war“ das Original jenes Songs stammt, der auf „Tupperparty“ von den BOXHAMSTERS „Unbezahlbar“ heißt? Und ...

was wurde eigentlich aus der Hamburger Hardcore-Band ARMSTRONG? Die Antwort auf all diese Fragen lautet: TAUCHER. Thorsten Bargemann und Sebastian Herde von DIE UNBEZAHLBAREN spielen hier Gitarre respektive singen, Stephan spielt Schlagzeug, und Marco Sarobjanski, früher ARMSTRONG, den Bass.

Beim ersten Hören war ich noch etwas verwundert, denn „typischer“ Punkrock, am Ende gar irgendwas, das auf Rachut-Band macht, war nicht zu hören, stattdessen deutschsprachige Rockmusik, die mich spontan aufs Glatteis führte, mich an jene „neue“ deutschsprachige Rockmusik denken ließ, die derzeit die Charts bevölkert, JUPITER JONES, SPORTFREUNDE STILLER und die ganze Pest.

Kann nicht sein, denke ich, und begebe mich mit dem Album in Klausur, entdecke die „unbezahlbare“ Connection und fange an zu verstehen. Und ab da ist die Begeisterung grenzenlos. „Deine letzten Jahre“, neulich auf der Ox-CD zu hören, entwickelt sich zu einem richtigen Hit, Sebastians Stimme ist markant und intensiv, erinnert mich immer wieder an Rio Reiser, und auch das Songwriting von Thorsten (fast alle Songs, von Mahler stammt nur einer) hat was von Reisers großartigem Soloschaffen.

Punk? Ist durchaus im Spiel, aber nicht vordergründig. Alle Beteiligten haben diese Sozialisation, das verbindet, aber es braucht nicht die ständige Selbstbestätigung diesbezüglich. Mag sein, dass man eine überraschende Platte eher von jungen, neuen Bands erwartet, aber diesmal haben die alten Nordlichter gepunktet.

Für mich schon jetzt eine der stärksten Platten des Jahres.