Es mag schon eine Weile her sein, aber auf jeden Fall hatte ich dem französischen Duo DOUBLE NELSON bei seinem Album „Indoor“ von 1999 bescheinigt, mit seiner sperrigen und schizophrenen Musik jenseits von Gut und Böse zu sein und gleichermaßen extrem zu nerven als auch eine hypnotische Anziehungskraft zu entwickeln.
Zu diesem Zeitpunkt hatte das offenbar schon seit Mitte der Achtziger aktive Duo, sowohl auf der Bühne als auch im richtigen Leben ein Paar – selbst in Zeiten des Internets sind die Namen der beiden nicht herauszubekommen –, bereits fünf Platten veröffentlicht.
Nach „Indoor“ entstanden in größeren zeitlichen Abständen noch drei weitere, in Eigenregie veröffentlichte Platten, die aber völlig an mir vorbeigingen. Aktuell erschien „Erreur 89450“, sechs Jahre nach dem letzten Album „Un Sentiment Etrange“.
Richtig zu fassen bekommt man DOUBLE NELSON auch bei den 14 Stücken von „Erreur 89450“ nicht. Irgendwie bewegt sich man sich in einer Schnittmenge aus Cold Wave, Post-Punk, Minimal-Elektronik und Industrial, meist mit sehr rhythmischer Basis und mit viel Noise soundtechnisch verdichtet.
Dabei besitzen DOUBLE NELSON auch eine gewisse frankophile Note, und man könnte sich sogar einbilden, in dem ganzen gut strukturierten kakophonischen Chaos aus TUXEDOMOON-, RESIDENTS- oder SUICIDE-Referenzen noch Fetzen von Popmusik zu erkennen.
Eine extrem faszinierende Band, die sicherlich auch live ein Erlebnis ist, und man fragt sich, wieso DOUBLE NELSON nicht wesentlich bekannter sind.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #147 Dezember/Januar 2019 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #35 II 1999 und Thomas Kerpen