Darf ich euch ein wenig mein Leid klagen? Als Magazinherausgeber hat man ein schweres Leben, ist tagein, tagaus von Musik umgeben, und nein, das ist nicht immer schön. Denn jede eingehende CD will - wenn auch nur kurz - gehört werden, und leider ist da auch so vieles dabei, was meinen Glauben an gute Musik zu erschüttern in der Lage ist.
Aber es gibt auch Momente wie den, als EMPTY VISION aus den Boxen schallten und ich ein selten gewordenes Glücksgefühl empfand: Ja, das ist es, so geht Hardcore, wie geil ist diese Band! Man möchte Fäuste schwingen, Refrains mitgrölen, man hält es kaum noch aus auf seinem Stuhl vor dem Computer, ist verblüfft, dass hier eine Band - EMPTY VISION aus Hannover - absolut alles richtig macht! Ihr Posicore kommt von Herzen, die Produktion ist verdammt wuchtig und doch nie großkotzig-dickhosig, mit Michael haben sie einen exzellenten Frontmann, der zwischen Melodiösität, Aggression und Verzweiflung genau den Mittelweg findet (was an die famosen MODERN LIFE IS WAR erinnert), und die Musik ist eine fesselnde Mischung aus alten THRICE, der Hemmungslosigkeit von PAINT IT BLACK und der sympathischen Bollerigkeit von SICK OF IT ALL.
All der newschoolige Scheiß muss hier draußen bleiben, Metalcore sowieso, und was die Mischpultmeister der "Tonmeisterei" da an Sound gezaubert haben, ist höchst beachtlich. Hymnische Melodien treffen auf peitschende Gitarren, dröhnenden Bass und donnerndes Drumming, und man fragt sich, in welches Loch sich all jene Bands zurückziehen wollen, die es nicht mal halb so gut hinbekommen - und warum man sich mit denen überhaupt abgeben soll.
Referenzklasse. Bleibt nur die bange Frage: Wie wollen die das noch toppen?!? (27:30) (9)
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Michael Echomaker
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