ELVIS COSTELLO

Brutal Youth

Album Nummer 15 des bienenfleißigen Hornbrillenträgers erschien 1994. Endlich spielte er nach achtjähriger Durststrecke und unverdaulichen Ausflügen in klassische Gefilde wieder mit den famosen ATTRACTIONS zusammen, mit denen er stets seine besten Aufnahmen schuf.

Und auch soundmäßig konzentriert sich Costello endlich wieder auf seine Kernkompetenz, den messerscharfen Powerpop, garniert mit allerhand Zynismen und liebenswerten Bosheiten. Dabei zitiert er sich auch gern mal selbst, wo er früher in der Pop-Geschichte wilderte: Das Riff von „Sulky girl“ verweist direkt auf das Debüt „My Aim Is True“, „Rocking horse road“ erinnert an den Blue-Eyed-Soul der tollen Achtziger-LP „Get Happy“.

Ein weiteres Markenzeichen von Costellos Songs ist auch hier häufig zu bemerken: Er ist einfach unglaublich redselig und hat wie eh und je die Tendenz zu gesungenen Wortschwällen, nicht unähnlich zu Bob Dylans musikalischer Schwatzhaftigkeit.

Insgesamt, und das ist der einzige Vorwurf, den ich „Brutal Youth“ machen kann, hätte das Album mehr Punch vertragen können. Ist es musikalisch auch auf Augenhöhe mit Elvis’ besten Platten aus der goldenen Ära, klingt mir hier manches zu poliert.

Aber das ist wohl unumgänglich, wenn man ein Album in Hollywood aufnimmt. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, Nick Lowe hätte sich nicht nur aufs Basszupfen sondern auch wieder auf die Produktion eingelassen, bei ihm klangen die ATTRACTIONS immer am besten.