MEINE TASSEN IM SCHRANK

Ellen Forney

Ellen Forney spielt gerne mit Grenzen. Geschlechtergrenzen, aber auch mit anderen Tabus und Extremen jeglicher Art. Auch heute noch, wie dieses Buch, das es kurioserweise auf die Bestsellerliste der New York Times geschafft hat, zeigt.

Mit 29 Jahren erscheint ihr eben dieses Spiel ein wenig zu extrem und sie begibt sich in Behandlung. Bald darauf stellt ihre Therapeutin fest: Forney leidet an einer bipolaren Störung (besser unter der Bezeichnung „manisch-depressiv“ bekannt).

Diese autobiographische Graphic Novel beschreibt Forneys Leben unmittelbar vor und nach der Diagnose in all seinen Extremen. Auch für den Leser ist die ausgeflippte Überschwänglichkeit der manischen Phase, die den ersten Teil des Buches ausmacht, nur schwer zu ertragen.

Alles ist bildlich wie textlich vollkommen überladen, es gibt zahlreiche Ortssprünge, dabei den Überblick zu behalten, ist nicht immer einfach. Zumal man sich viel mit auf die Dauer doch recht anstrengendem durchgeknallten, selbstverliebten Queer-Hipsterkram befassen muss.

Zu dieser Einsicht gelangt Forney im zweiten Abschnitt des Buches, der depressiven Phase, auch selbst und versinkt in einem Meer aus Selbsthass/-mitleid und Lethargie. Die Bilder fallen entsprechend aufgeräumt aus und beschränken sich oft auf Forneys eigene vier Wände beziehungsweise Couch und Bett.

Nach jahrelangem „Einstellen“, erschwert durch Forneys Weigerung, auf exzessives Kiffen zu verzichten, ist die richtige Medikamentendosis endlich gefunden und Forney kann ein Leben im Normalbereich führen, ohne sich selbst zu verraten und ihre Kreativität missen zu müssen.

Merke: Kunst entsteht nicht zwangsläufig aus Leiden. Aber auch.