Wie schon auf ihren ersten beiden Alben für Rune Grammofon erweist sich das norwegische Trio ELEPHANT9 erneut als hochkonzentrierter und energetischer Vertreter von Progressive/Neo-Psychedelic/Jazz-Rock mit dominanten, verzerrten Keyboard- und Orgel-Sounds, so als ob hier die Geister von Jon Lord und Miles Davis über allem schweben würden.
Bisher verzichtete man völlig auf Gitarren, diesmal hat man allerdings bei vier Stücken DUNGEN-Gitarrist Reine Fiske dabei, der den Sound von ELEPHANT9 zwar nicht grundsätzlich verändert, aber eventuell noch etwas breitwandiger machen kann.
Gefrickel dieser Art kann in der Regel schnell langweilig werden, die große Kunst der Band aus Oslo bestand aber immer darin, ihren wilden, noisigen Improvisationsrock mit einem mitreißenden Groove zu versehen, nebst extrem chilligen und markanten melodischen Parts innerhalb des wilden Freestyle-Rock-Infernos.
Technisch ist das Ganze auf äußerst hohem Niveau, aber die Norweger können dieser recht akademisch anmutenden Musik auch wirklich Soul verleihen, so dass „Atlantis“ ihre bisher eingängigste Platte sein könnte, ohne dass ELEPHANT9 in Sachen Komplexität und Unberechenbarkeit irgendwelche Eingeständnisse gemacht hätten.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #123 Dezember 2015/Januar 2016 und Thomas Kerpen