Steven Brown ist vor allem bekannt als langjähriges Mitglied der 1977 von ihm und Blaine L. Reininger in San Francisco gegründeten TUXEDOMOON, die dann Anfang der Achtziger Jahre nach Europa umzogen. Inzwischen lebt Brown in Mexiko. TUXEDOMOON werden oft auf ihren „Elektropunk“-Hit „No tears“ von 1979 reduziert, aber die musikalischen Interessen der Band waren schon damals deutlich experimenteller und avantgardistischer, bis hin zu Klassik und Jazz, was sich bereits auf ihrem Debütalbum „Half-Mute“ von 1980 deutlich zeigte. Wie Reininger produzierte Brown auch abseits von TUXEDOMOON viel Musik (immer mal wieder zusammen mit Reininger), die in künstlerischer Hinsicht noch wesentlich anspruchsvoller und sperriger als die seiner Hauptband war. Mit „El Hombre Invisible“ erscheint jetzt ein neues Album von Brown, das sich schon im Titel auf seine Wahlheimat Mexiko bezieht und auch musikalisch von deren Folklore geprägt ist, wobei Einflüsse von Weltmusik schon immer eine Rolle in seinen Arbeiten und bei TUXEDOMOON spielten. Interessant ist, wie Bowie-esk Browns Gesang oft klingt, während die Musik deutliche TUXEDOMOON-Referenzen besitzt, aber immer eigenständig bleibt. Wie nicht anders zu erwarten, ist „El Hombre Invisible“ kein einfaches Album, das Jazz, Folklore, Chanson und experimentellen Rock stilistisch unter einen Hut zu bringen versucht und dabei auch immer wieder aus herkömmlichen songwriterischen Schemata ausbricht. Easy Listening ist „El Hombre Invisible“ sicher nicht, als Hörer muss man sich dieses Album schon erarbeiten, das einen aber immer wieder mit seinen stilistischen Brüchen und Wendungen überrascht und beeindruckt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #161 April/Mai 2022 und Thomas Kerpen