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EINSTEIN

Jerel Dye, Jim Ottaviani

„Also muss ich eine kosmologische Konstante als Ergänzung zu den Feldgleichungen einführen, auch wenn sie – zugegebenermaßen – nicht durch unser aktuelles Wissen über die Gravitation gerechtfertigt ist“, grübelt Einstein in einer blau eingefärbten, sich teilweise auflösenden Denkblase und fügt seiner Geige mit einem Füller Bundmarkierungen hinzu, zerbricht den Füller und befestigt das Unterteil als Kapodaster über dem dritten Bund, während er weiter Formeln durchdenkt. Mit diesen und ähnlichen Vergleichen versucht Szenarist Jim Ottaviani Einsteins Gedankengänge sichtbar zu machen, die Omnipräsenz der hellblauen (Gedanken-)Geige macht das Verständnis allerdings nicht zwingend einfacher. Natürlich muss man nicht jede der zahlreichen Formeln und wissenschaftlichen Abhandlungen verstehen, den Lesefluss unterbrechen sie dennoch. Ein Spaziergang mit ständigen Schlaglochpassagen. Zum Spaziergang wollte Ottaviani Einsteins Leben vermutlich auch nicht degradieren, sondern dessen Komplexität in Bilder fassen. Dabei liefert er neben allem Durcheinander auch ein paar stickbildreife Sprichwörter: „Überzeugung ist eine gute Triebfeder, aber ein schlechter Richter“ zum Beispiel. Oder „Raffiniert ist der Herrgott, aber boshaft ist er nicht“. In fein-detaillierten Bildern illustriert Zeichner Jerel Dye zwar keine allumfassende Einstein-Biografie, zeigt den visionären Physiker aber auch in all seinen Facetten als zerstreuten Professor, Weltbürger, Pazifist, Sozialist und Schürzenjäger. Wer hier auf den Geschmack kommt, darf sich freuen, denn Ottaviani hat schon diverse andere naturwissenschaftsbezogene und vielschichtige Graphic Novels wie diese verfasst.