Bei Quentin Dupieux’ „neuem“ Film (im letzten Jahr entstanden bereits zwei weitere) muss man sich mal kurz über seltsame Vermarktungsstrategien unterhalten. Denn ähnlich wie zuvor „Die Wache“ und „Monsieur Killerstyle“ ist „Eine Fliege kommt selten allein“ gerade mal 70 Minuten lang, was sich in Zeiten von dreistündigen Superhelden-Materialschlachten eher wie ein Kurzfilm anfühlt, und hätte vielleicht sogar in dieser Form besser funktioniert. Insofern ist es schon gewagt, so etwas als hochpreisiges Mediabook (mit Blu-ray und DVD und Booklet) ohne jegliche Extras (bis auf den Trailer) zu veröffentlichen. Weiter geht es mit dem Titel, denn im Original heißt der Film „Mandibules“, ein Begriff für die Mundwerkzeuge von Insekten, woraus man einen albernen Gaga-Titel machte, denn die Fliege, um die es geht, kommt sehr wohl allein. Dagegen erscheint das Zitat der amerikanischen Fachzeitschrift The Hollywood Reporter – „‚The Fly‘ meets the Farrelly brothers“ – fast noch sinniger, auch wenn Dupieux’ Film wirklich überhaupt nichts mit „Die Fliege“ zu tun hat, weder mit Original noch Remake. Treffender ist da der Vergleich mit „Dumm und Dümmer“ von den Farrelly-Brüdern, in dem zwei nicht besonders intelligente Freunde zusammen einen Wurmladen namens „Ich hab’ Würmer“ eröffnen wollen. Auch in Dupieux’ Film hat man es mit zwei ziemlichen Trotteln zu tun, die eigentlich gegen Bezahlung jemand eine Aktentasche überbringen sollen, deswegen einen alten Mercedes klauen, in dessen Kofferraum sie eine Fliege in Pudel-Größe finden und auf die grandiose Idee kommen, diese zu dressieren, um damit Geld zu verdienen. Ich habe eigentlich immer eine Schwäche für Dupieux’ absurden Einfälle und so macht auch sein Fliegen-Film wieder extrem viel Spaß, der auch mit einer sehr gelungenen, überraschenden Schlussszene aufwartet.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #166 Februar/März 2023 und Thomas Kerpen