LATINO ART COLLECTION

Edgar Hoill

Wer durch Tattoohefte blättert und dabei all die Grausamkeiten zur Kenntnis nehmen muss, die in Sonderheften etwa zu „Engeltattoos“ dargeboten werden, bekommt mit den Büchern von Verleger Matthias Reuss das genaue Gegenteil geboten, freilich auch zu einem Vielfachen des Preises.

Mit diesem Band über Tattoomotive, die von den Hochkulturen Mittelamerikas inspiriert wurden, setzt die Edition Reuss ihre Reihe von Grundlagenwerken über die verschiedenen „Schulen“ fort, wobei man hier fein aufpassen muss, wie der Untertitel genau lautet: Zuerst steht da „Chicano“, die in den USA übliche Bezeichnung für Einwanderer aus Mexiko und anderen mittelamerikanischen Ländern, die im Südwesten der USA einen erheblichen Teil der Bevölkerung stellen und längst eine eigene Kultur entwickelt haben, unter Vermischung von Elementen aus den USA wie denen ihrer Heimatländer bzw.

denen ihrer Eltern. Motive aus der Maya- und Azteken-Bildwelt verschmelzen hier mit US-Popkultur und christlicher Ikonographie, und nachdem man sich durch mehrsprachige Ausführungen dazu im vorderen Teil dieses wie gewohnt exzellent ausgestatteten und drucktechnisch hervorragenden Buches gearbeitet hat, beginnt der Spaß: beeindruckende bis extrem kitschige Motive werden auf beinahe 300 Seiten ausgebreitet, wobei Autor und Fotograf Edgar Hoill aber darauf verzichtet, „echte“ Tattoos zu zeigen, sondern sich vielmehr auf Flashs, also Motivkarten beschränkt.

Das mindert nicht den Reiz dieses Buches, in dem speziell Menschen mit Vorliebe für Lowrider und ähnliche Rock’n’Roll-affine Themen auf Ideen stoßen dürften.