Vier Jahre sind seit „Reise“ vergangen, EA80 haben ihren 30. Geburtstag hinter sich gebracht. Was sie –wer auch immer so was „offiziell“ ermittelt – zu einer der, wenn nicht der am längsten und unterbrechungsfrei existierenden Punkbands im Lande machen dürfte.
Und zwar einer, die sich selbst nie zu viel geworden ist, die nicht irgendwann ermüdet und floskelhaft den Abschied verkündete, um sich dann, von fünfstelligen Eurobeträgen gelockt (aber natürlich vor allem aus künstlerischen Gründen), doch wieder zusammenzuraufen und bei Ü40- und Ü50-Partys spielen.
Nein, EA80 waren immer da, sie sind da, und da bin ich mir sicher: Sie werden immer dableiben. Um einen Dauerläuferwettbewerb geht es hier aber nicht, sondern eher darum, zum wiederholten Male zu erfassen zu versuchen, was das Phänomen EA80 ausmacht.
Ich denke, sie sind eine Band, die sich selbst genug ist. Die frei ist von Rockismen, von Klischees, von Aufschneiderei, von Angeberei. EA80 existieren in ihrer eigenen Welt, sie waren nie „cool“, sie mussten es nie sein.
Sie sind aber auch keine Nerd-Band, sie bewegen sich so unter dem Radar, dass ihre Freunde (klingt besser als „Fans“) zwar zahlreich, aber kaum zu fassen sind. Sie sind so speziell, dass sie einerseits absolut der Stoff wären, aus dem typischerweise ein seltsames Feuilleton- und Kritikerliebling-Phänomen ist, aber selbst dazu taugen sie nicht, einfach weil sie die Spielchen der „medialen Verwertungskette“ nicht mitmachen.
Bis heute haben sie jedes Album selbst veröffentlicht (oder zusammen mit Freunden), sie spielen nur wann und wo sie wollen, und sie machen ihre Musik. EA80 klingen wie EA80. Sie variieren sich selbst von Album zu Album, aber versuchen nie etwas auf Biegen und Brechen zu verändern, was nicht verändert werden muss.
Sie reihen sich damit ein unter die großen Bands wie SONIC YOUTH oder WIRE, sind autonome Künstlerpersönlichkeiten. Und sie sagen 2011 „Definitiv: Nein!“. Klingen irgendwie fröhlicher, als man das gewohnt ist oder erwartet hätte.
Sind hier und da bissiger und aggressiver als vermutet. Greifen bei „Fort von krank“ oder „Vor dem Untergang“ gefühlt in die Eigenzitatkiste. Erinnern mich bei „Die Suche“ in epischen 11:51 auf seltsame Weise an das wundervolle „Glazed“ von ROCKET FROM THE CRYPT.
EA80 bleiben auch 2011 eine nicht entschlüsselbare Band, in die man auch nicht mehr hineingeheimnissen muss, als da ist. Sie sind eine der Bands, die man auf ewig mag, oder eben gar nicht.
Ich hoffe, sie werden auch noch in 30 Jahren spielen.
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