Mit „Definitiv: Ja!“ endet ein sechsjähriger Zyklus. Der Kreis schließt sich in mehrfacher Hinsicht, gleichzeitig setzt mit der ersten Ruhe nach Anhören dieser Platte auch schon wieder das Zittern ein, ähnlich wie die unterbewusste Angst nach dem Rausch, wenn das aufgekochte Diamorphin langsam nachlässt und du weißt, dass der nächste Turkey unweigerlich kommt oder dieses Gefühl gar das letzte Mal dagewesen sein könnte.
Analog zur Vorfreude auf ein bevorstehendes Konzert von EA80, bei dem man weiß, dass es für einige Zeit auch das einzige in deiner Gegend sein wird und danach wieder eine Durststrecke folgt.
Wenn es geschieht, ist es auch schon fast wieder vorbei, was leicht zu verschmerzen wäre, würde diese Band so sein wie viele andere, die von weit her kommen, um trotzdem gefühlt alle sechs Monate ganz Europa zu betouren und alle drei Monate einen Tonträger mit stets demselben Material zu veröffentlichen.
Ist sie nicht, macht sie nicht, und ich muss dir das auch gar nicht erzählen, denn entweder weißt du es längst (dann ist dieses Review ohnehin überflüssig) oder immer noch nicht (dann gilt exakt dasselbe).
Während das Major Label dabei ist, den kompletten Backkatalog von EA80 wieder für alle nachhaltig zugänglich zu machen, schiebt sich „Definitiv: Ja!“, das bereits Ende März, ohne die bei anderen Bands üblichen Promotions- und Vorankündigungsmaßnahmen, bei einem Konzert in Düsseldorf als Vorabversion veröffentlicht wurde, ganz heimlich dazwischen.
Dem aufmerksamen Beobachter und Zuhörer fallen die kleinen Veränderungen natürlich sofort auf, und ich will an dieser Stelle nicht alle verraten, weil ich Spoiler verabscheue, die einem die eigene Freude nehmen.
Nur so viel: Kreise schließen sich nicht nur im Titel, sondern auch im Komplementärcover, was jedem auffällt, wenn man die letzten beiden Platten nebeneinander legt. Warum es so lange gedauert hat, wird zur Nebensächlichkeit, denn diese Band muss nicht, sie kann, wann immer sie will.
Wenn überhaupt, dann können EA80 nur am eigenen Anspruch scheitern, der nicht durch eine fiktive Deadline definiert ist. Musikalisch gibt es wie immer kleine Schritte, denn nichts ist schlimmer als reine Reproduktion oder Stillstand, und sie breiten das gesamte musikalische EA80-Universum vor dir aus.
Altersmilde? Oh, wie weit sie davon entfernt sind. Das erste Hören geht wie immer mit dem Lesen der Texte einher, ein Luxus, der aus gutem Grund nur wenigen vorbehalten ist und unbewusst in Fleisch, Blut und gewollt ins Langzeitgedächtnis übergeht.
Lieder für die Ewigkeit? Bekommst du. Meine sind bereits jetzt: „Riot Grrrrrrrls“, „Alte Schule England“ (Wann?), „Insektengott“ und ganz besonders „Schlusslicht“. Gänsehaut? Mehr als dir lieb sein wird (siehe „Schlusslicht“)! Muss? Definitiv: Ja!
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