„Essen Düsterboys“ würde tatsächlich weniger gut klingen, auch wenn es eher der wirklichen Herkunft des Duos entspräche. Und Essen ist ja auch gar nicht so weit von Düsseldorf entfernt. Das zeigt schon ein Stückweit den Angang der beiden: Die (zum Teil nur marginale) Veränderung der Wirklichkeit zugunsten des Klangs oder der guten Geschichte, mit der bewussten Absicht zu irritieren. Das zweite Album der Band bringt wieder große flächige, brillante und durcharrangierte Lieder, mit zunehmender Spieldauer der CD aber auch LoFi-Perlen mit neunzigsekündiger Spielkürze, die zum Teil in Geräuschstapeln münden. Der Gesang ist meist durch die beiden Sänger gedoppelt, was teilweise an SIMON & GARFUNKEL erinnert oder auch an Elliott Smith (der zwar stets allein sang, im Studio aber den gleichen Effekt baute). Über allem schwebt der Geist von THE VELVET UNDERGROUND und in diesem musikalischen Dreieck lassen sich THE DÜSSELDORF DÜSTERBOYS angemessen verorten. Darüber hinaus gibt’s aber auch immer wieder Ausbrüche ins klassische Kinderlied oder unterschiedliche „kulturelle Aneignungen“, die angenehm überraschen. Der Vortrag erfolgt mit großer Ernsthaftigkeit, wird aber textlich wie musikalisch immer wieder mit Quatsch gebrochen und entgeht damit der Gefahr des Sich-zu-ernst-Nehmens. Ein in sich geschlossenes und starkes Album.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #164 Oktober/November 2022 und Headbert
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #147 Dezember/Januar 2019 und Headbert