Als Tex Brasket 2021 als neuer Sänger von SLIME vorgestellt wurde, war die Überraschung groß: Wer ist das? Kennt den wer? Kein Import von einer anderen (bekannten) Punkband? Wer ihn da schon kannte, schon die vereinzelten Artikel über diesen Straßenmusiker aus Berlin gelesen hatte, die in den Jahren zuvor hier und da erschienen waren (vor allem: Christian Schlodders Reportage über Tex im Intro-Magazin), hatte bereits eine Idee, warum sich die Hamburger Punklegende nach Diggens zornigem Abgang 2020 für Tex entschieden hatte. In den ersten Interviews schärfte sich dann das Bild, aus „bits and pieces“ konnte man sich zusammensetzen, welch wildes Leben Brasket da schon hinter sich hatte: geboren in den USA, Adoption, Jugend in Bayern, und ab da ein Strudel, der ihn leidlich intakt 2021 ins Studio und auf die Bühne von SLIME spuckte. Diese ganze, wilde Geschichte von Absturz bis Aufrappeln, von der Suche nach den leiblichen Eltern, vom Scheitern und Weitermachen, erzählen Tex Brasket und Christian Schlodder gemeinsam in diesem Buch. Andere hätten sich für einen Ghostwriter entschieden, die beiden entschieden sich für ein Vorgehen, wo der eine, Tex, seine Geschichte erzählt und der andere, Christian, quasi als Kommentator und journalistischer Faktengeber ergänzt und einordnet, etwa zum Thema Obdachlosigkeit, womit Tex sich viele Jahre herumschlagen musste. Punk und Hardcore waren für Tex auch immer wichtig, sie kommen vor, wie auch SLIME als biografischer Glücksfall (Punk rettet Leben!), und so ist dieses Buch für all jene unbedingt lesenswert, die der Band auch nach 2020 treu geblieben sind.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Joachim Hiller