Lorette Velvette, alte Mitstreiterin von Tav Falco und Gründerin der großartigen HELLCATS, legt nach White Birds" ihre zweite Solo-Platte vor, natürlich in Memphis Tennesee aufgenommen, dem Musik-Mekka des Mississippi-Deltas.
Wer etwas in der wilden Unberechenbarkeit der HELLCATS erwartet hat, wird angesichts der grundsätzlich in sich ruhenden Singer-Songwriter-Nummern, dazu sagt man wohl sophisticated, im ersten Moment etwas enttäuscht sein.
Die Garage hat sich scheinbar verabschiedet, selbst dreckige Bluesstücke wie Kokomo Blues" sind eigenartig geglättet, und man fragt, sich welchen Pokal Velvette damit eigentlich gewinnen will.
Denn anstatt zu gewinnen, verlieren ihre nach wie vor sehr guten Songs den Anteil Authentizität, den man normalerweise aus dem Umfeld Tav Falcos kennt. Rolling Stone-Leser werden begeistert sein, ich kann des öfteren ein heftiges Gähnen kaum unterdrücken.
Vielleicht hilft es ja, wenn ich mir die CD auf ein abgenudeltes Ferro-Tape überspiele, absichtlich die Rauschunterdrückung vergesse und es konsequent nur auf einem nie gereinigten Walkman höre.
Trash selbstgemacht, sozusagen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #22 I 1996 und Thomas Kerpen