ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN

Doofgesagte leben länger

Man kann Micro Bogumil und seinem neuen Brieftauben-Kollegen Olli gar nicht genug Respekt zollen für den Mut, nach der Reunion der gefühlt am meisten belächelten Band der deutschsprachigen Punkmusik nun auch noch ein Album folgen zu lassen.

Schließlich waren ABSTÜRZENDE BRIEFTAUBEN, die vielen in den Neunzigern ohnehin nur als die eine, ihre Szene verratende Bravo-Feature-Pseudoband mit Dilettantenmusikern galten, spätestens nach dem Tod von Gründungsmitglied Konrad Kittner Geschichte.

Eine witzige Episode der Musikhistorie, die nicht wenige nicht wiederhaben wollten. Sie taten es trotzdem. Jetzt haben wir sie wieder. Und es ist gut so. Denn „Doofgesagte leben länger“ schafft das, was keines der alten Brieftauben-Alben schaffte: Es zeigt, dass diese Band – auch mit nur noch einem Originalmitglied an Bord – den Fun-Punk stets nur als Verkleidung benutzte für ernste Aussagen und Botschaften über das, was vor sich geht in der Welt.

Das war zwar früher schon so, trotz all der „Buckligen“-Geschichten drumherum. Aber das kommt erst jetzt so richtig zum Vorschein, wo man – mit der Band gealtert – einen Blick auf früher vielleicht unter all dem Klamauk Verborgenes bekommt, wenn es an Songs wie „Freiheit stirbt“, „Nie wieder Pegida“ oder „Die Blumen sind für Sie, Herr Polizist“ geht.

Die Brieftauben fliegen – und sie haben eine Botschaft dabei: Stay rude, stay rebel!