Macht es Sinn, sich über eine so dermaßen im Mittelpunkt des Interesses stehende Band bzw. Platte zu äußern? Speziell, wenn die Reviews all der "großen" und "wichtigen" Magazine bereits geschrieben sind? Durchaus, denn die sind mir egal, die habe ich nicht gelesen.
Und ich hoffe meinerseits, dass ein gewisser Tom van Laak diese Besprechung hier nicht liest. Ich könnte die Schmach nicht ertragen, dem Herrn die Genugtuung zu verschaffen, mich endlich auch auf der Seite der OASIS-Fans zu sehen.
Schließlich habe ich ihn ja vor drei, vier Jahren noch wegen seiner mädchenhaften Obsession für die Engländer (zu Recht!) verspottet. Was hat meine Meinung über OASIS verändert? Es ist das Verhältnis zwischen denen und THE SOUNDTRACK OF OUR LIVES.
Da war der nämlich der Punkt, als ich feststellen musste, dass OASIS in England zu den größten Förderern von TSOOL gehören, und verdammt, wer meine Lieblingsband mag, kann kein schlechter Mensch sein.
Und dann irgendwann die Erkenntnis - es war das aktuelle Album der Schweden -, dass da so eine gewisse Angleichung zwischen den beiden Bands festzustellen ist: OASIS klingen partiell immer mehr wie TSOOL (man nehme beispielsweise "Lyla"), und vice versa.
Kein Scheiß: Das ist wie bei solchen Rätselbildern, wo man erst nichts erkennt, doch hat man das Muster einmal erkannt, klickt es immer wieder. Naja, und jetzt also das neue OASIS-Album, das erste, das ich überhaupt rezensiere, und erstaunlicherweise finde ich, dass diese Platte so gar nichts hat, was normalerweise eine solch große, millionenfach verkaufte Produktion ausmacht.
Es ist keine Angeberplatte, sondern solides Handwerk, eine nette Indieband, die der Zufall ganz nach oben gespült hat, während andere Bands mit nur einen Hauch weniger genialen Kompositionen ein Randgruppendasein fristen müssen.
Aber so ungerecht ist die Welt. Herausragender Titel ist natürlich der Opener "Turn up the sun", ein mächtiger Bombastrocker in bester OASIS-Manier, aber mein eigentlicher Fave ist "Mucky fingers" mit dem unglaublichen VELVET UNDERGROUND-Touch, aber eigentlich ist unter den elf Songs sowieso kein einziger Ausfall.
Und so was macht dann eben ein Album von Format aus. OASIS haben also auf ihre alten Tage das Steuer noch mal herumgerissen, haben all jene Lügen gestraft, die nach den beiden relativ schwachen, an Höhepunkten armen letzten Alben die Helden des Britpop auf dem absteigenden Ast sahen.
Großartiger Albumtitel übrigens, philosophisch wie Sau. Und jetzt, so wie ich, den inneren Schweinehund besiegen und sich einfach dieser Band ergeben. (42:52) (09/10)
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