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DOLLS

Mit seinen Frühwerken „Re-Animator“ (1985) und „From Beyond“ (1986), lose basierend auf Kurzgeschichten von H. P. Lovecraft, erlangte der im letzten Jahr verstorbene Stuart Gordon als Regisseur im Horrorbereich Kultstatus, auch wenn seine späteren Arbeiten nicht mehr an deren Klasse anknüpfen konnten. Etwas unterschätzt ist in diesem Zusammenhang Gordons dritter Film „Dolls“, produziert von Charles Band, Gründer der Produktionsfirmen Empire International Pictures und Full Moon Features, und Brian Yuzna, der mit Gordon bereits bei „Re-Animator“ und „From Beyond“ zusammengearbeitet hatte. Eigentlich handelt es sich bei „Dolls“ um Gordons zweiten Film, der aber wegen der Nachbearbeitung der Puppeneffekte erst nach „From Beyond“ veröffentlicht wurde. Hierzulande war „Dolls“ von 1992 bis 2017 indiziert, obwohl sein Härtegrad weit unter dem anderer Gordon-Filme lag, was zur Folge hatte, dass bisherige deutsche DVD-Veröffentlichungen Bootlegs mit bescheidener Qualität waren. Insofern stellt das aktuell erschienene Mediabook von Koch (mit DVD und Blu-ray) hierzulande die erste vernünftige, komplett ungeschnittene Veröffentlichung des Films dar, inzwischen mit FSK-Freigabe „ab 16“ und versehen mit zwei Audiokommentaren (einer mit Gordon) und Making-of. Mir hatte „Dolls“ wegen seiner altmodischen „The Old Dark House“-Spukhaus-Atmosphäre, seinem schwarzen Humor und einigen garstigen Splatter-Szenen immer gut gefallen, auch wenn die knappe Spielzeit von 70 Minuten schon auf wenig inhaltliche Substanz hinweist. Sieht man mal von den Killerpuppen aus „Barbarella“ ab, die hier als Inspiration dienten, ist „Dolls“ in diesem Bereich auch eine echte Pionierleistung, denn Chucky trat erst drei Jahre später auf den Plan und Charles Band ließ erst ab 1989 mit seiner „Puppet Master“-Reihe die Horror-Puppen tanzen.