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DIE WANNSEEKONFERENZ

In der ZDF-Mediathek ist Matti Geschonnecks Fernsehfilm „Die Wannseekonferenz“ seit Anfang des Jahres verfügbar (bis 2023), insofern ist es überraschend, dass so zeitnah auch eine DVD erschien. Sinn hätte es bei diesem Thema sicher gemacht, die 45-minütige Dokumentation mit auf die DVD zu packen, die die Ausstrahlung von Geschonnecks sehenswertem Film im ZDF begleitete. In gewissen Kreisen gehört es ja zum guten Ton, die systematische europaweite Vernichtung der Juden während des Zweiten Weltkriegs durch das NS-Regime zu leugnen oder zu verharmlosen. Und wer den Holocaust leugnet, wird sicherlich auch abstreiten, dass so etwas menschenverachtendes wie die sogenannte Wannseekonferenz überhaupt stattgefunden hat. In der Regel sind solche Personen auch historisch belegten Fakten gegenüber völlig unempfänglich, und so wird natürlich behauptet, dass das bei dieser Zusammenkunft hochrangiger Vertreter der nationalsozialistischen Reichsregierung und der SS-Behörden – darunter Reinhard Heydrich, Adolf Eichmann und Roland Freisler – am 20. Januar 1942 in einer Villa am Großen Wannsee in Berlin entstandene Besprechungsprotokoll eine Fälschung sei, was auch sonst? Auf der Wannseekonferenz wurde mit bürokratischer Abgestumpftheit und unter Verzicht auf jegliche moralische Bedenken der bereits begonnene Holocaust an den Juden weiter koordiniert. Viel Gestaltungsspielraum hatte Geschonneck dabei zwar nicht, rekonstruiert dieses verstörende historische Ereignis aber akribisch und auf lebendige Weise nahezu in Echtzeit. Denn man sieht hier gut 100 Minuten lang überwiegend einige (Un-)Menschen an einem großen Tisch sitzen, die einen groß angelegten Massenmord planen, und dabei in Seelenruhe völlig absurde und sprachlos machende Ungeheuerlichkeiten von sich geben.