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DIE VERRÜCKTESTEN 90 MINUTEN VOR CHRISTI GEBURT

Der 2007 verstorbene französische Darsteller Michel Serrault soll angeblich mal gesagt haben: „Ich spiele lieber fünf Minuten eine interessante Rolle in einem schlechten Film als 90 Minuten eine banale Rolle in einem guten Film.“ Da hatte er sich mit Jean Yannes „Die verrücktesten 90 Minuten vor Christi Geburt“ (der vor allem als Darsteller bekannte Regisseur spielt auch selbst mit, an der Seite von Komiker Coluche als Automechaniker Ben-Hur Marcel) ja genau das richtige Objekt ausgesucht. Denn das recht humorlose Lexikon des internationalen Films urteilte: „Der von Anachronismen strotzende Versuch einer Zeitsatire verfängt sich schon bald in den billigen Scherzen einer Homosexuellen-Plotte. Die peinlich kalauernde Synchronisation treibt dem Film auch noch den letzten Witz aus.“ Man will da auch nicht großartig widersprechen, aber es ist wie beim berühmten Autounfall – man kann einfach nicht wegsehen. Allerdings ist die deutsche Synchronisation das, was den Film rettet, zumal Serrault wie gewohnt vom großartigen Paul Bürks gesprochen wird. Der hatte Serrault auch in „Ein Käfig voller Narren“ 1978 synchronisiert (ebenso in der Fortsetzung von 1980), in dem der Franzose den stockschwulen Star einer Nachtklub-Drag-Show spielt, wobei die darin ausgewalzten Homosexuellen-Klischees noch relativ gutherzig sind. Quasi die Blaupause für seine Rolle als Julius Cäsar in Yannes reichlich unbeholfener Parodie auf Monumentalfilme wie „Ben-Hur“, die im Fahrwasser von Monty Pythons „Das Leben des Brian“ schwimmt, ohne dessen Klasse zu erreichen. In Frankreich soll Jean Yannes Film Kultstatus besitzen – man kann es kaum glauben – und erlebt jetzt in Deutschland seine DVD-Premiere in ordentlicher Bildqualität (der Ton lässt etwas zu wünschen übrig), nachdem er bisher nur auf VHS erhältlich war.