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DIE VERFÜHRTEN

Bereits 1971 adaptierte Don Siegel den Roman „A Painted Devil“ von Thomas P. Cullinans (der nie in Deutsche übersetzt wurde) als „The Beguiled“ fürs Kino, in Deutschland hieß er dann „Betrogen“. „Betrogen“ entstand im selben Jahr wie Siegels „Dirty Harry“ – wurde aber vorher veröffentlicht –, der Clint Eastwood endgültig zur Hollywood-Ikone machte.

In „Betrogen“ lieferte Eastwood allerdings eine seiner insgesamt besten darstellerischen Leistungen ab, aber auch für Siegel handelte es sich um einen der ungewöhnlicheren Einträge in seiner Filmographie.

Eastwood spielt darin den Yankee-Corporal John McBurney, der schwer verwundet während des Amerikanischen Bürgerkriegs im Jahre 1864 Unterschlupf in einem Mädchenpensionat in Mississippi findet, also mitten im Feindesland.

Während McBurney seine Wunden pflegt, entfacht er bei einigen der anwesenden Damen die Leidenschaft und nutzt dies schamlos aus, unterschätzt aber die Rachsucht der betrogenen Frauen. Und so läuft „Betrogen“ auf ein reichlich makaberes Finale hinaus.

Coppolas Adaption mit Colin Farrell, Nicole Kidman und Kirsten Dunst unterscheidet sich dabei handlungstechnisch nicht sonderlich von Siegels Film, setzt aber mehr auf eine weibliche Perspektive sowie die Geschlechter- und Machtdynamik der Story und weniger auf drastische Action.

Dafür ist das schwülwarme Treibhausklima der Südstaaten bei ihr fast physisch spürbar. Allerdings wurde Coppola mit dem Vorwurf des Whitewashing konfrontiert, weil bei ihr das schwarze Dienstmädchen aus Siegels Adaption fehlt und dadurch die historisch relevante Rassen- und Sklavenproblematik völlig ausgeklammert wird.

Trotz dieser diskussionswürdigen Vermeidung bestimmter Konfliktsituationen ist „Die Verführten“ neben „The Virgin Suicides“ in atmosphärischer Hinsicht einer ihrer schönsten Filme geworden.