DIE SKEPTIKER

Aufsteh’n

„Wann oder wie“ heißt der erste Song des neuen Albums der noch zu DDR-Zeiten gegründeten Band aus Berlin (Ost), und ich frage mich auch, wann oder wie ich die CD wieder aus dem Player bekomme, denn hier liegt zweifellos ein Highlight vor.

Musikalisch breit gefächert, von Eighties-Style, NDW, Reggae und Dub bis Punk, Beat und sogar Rock, brennen sich vor allem die Texte ins Gedächtnis. „Und ich wartete vergebens auf die Erlösung, auf die Erlösung von der Qual, die Chancen unseres Lebens kommen selten, kommen selten noch einmal“ – „Erwartung“ lässt eine mitfühlende Sensibilität förmlich spüren, die im deutschsprachigen Punk kein Standard ist.

In „Das System“ ist Sängergenius Eugen Balanskat dann vollends in seinem Element, geht mit nur leicht gezügelter Wut zur Sache. In der Wut verliert der Mensch bekanntlich seine Intelligenz, doch Balanskat meistert diesen Spagat klar zu seinen Gunsten.

Im Studio zeichnete sich Produzent Smail verantwortlich und das Cover der auch als LP erscheinenden Scheibe gestaltete der Maler Christian Feldhoosen. Punk, Kunst und Intellekt, dieser Anzug steht den Herren ausgezeichnet.

„War ich zu unsensibel für ein fremdes Leid“ – „Traum“ hinterfragt sich Balanskat, und auch dies muss für ihn zum Glück verneint werden. Mit der Höchstnote habe ich es sonst ja bekanntlich nicht so, bin ja doch eher ein Skeptiker.