HOSTAGE CALM

Die On Stage

Ob „Die On Stage“ jemals der lebensmüde, kleinlaute Wunsch nach dem heroischen Tod auf der Bühne war? Es spielt schon gar keine Rolle mehr. Keine drei Wochen nach dessen Release haben HOSTAGE CALM Anfang Oktober ihre Auflösung bekanntgegeben.

Ist „Die On Stage“ nun also ein Requiem einer ausgebrannten tourenden Band? Wenn es nach Sänger Chris Martin geht, ist es eher ein Zeugnis für das Aufwachsen in den Staaten und einer in einer Identitätskrise steckenden US-Jugend.

„Die On Stage“ ist weniger das vermeintlich sozialkritische Maßregeln – nicht, dass es das überhaupt bei dem überbordenden Kitsch sein könnte –, sondern bittersüßer Herzensbruch. Durch den inflationären Einsatz des synthetischen Glockenspiels entwickelt das vierte Album der aus Connecticut stammenden Band ein Gefälligkeitslevel, bei dem man sich im Normalfall voller Grausen abwenden würde.

Man tut es aber nicht. Sonderbar auch, wie collagenartig HOSTAGE CALM verschiedenste Musikstile und Bands zitieren. „Fallen angels“ vereint die RAMONES und BAY CITY ROLLERS, „Love against!“ THE SMITHS und THE BEACH BOYS und „Raised“, nicht zuletzt durch den Gastsänger Vinnie Caruana, I AM AVALANCHE.

HOSTAGE CALM schrammen haarscharf am Kitsch vorbei – und am Ende wünscht man sich glatt Handclaps. Der Feelgood-Faktor ist enorm hoch, dass man sich auf jeden einzelnen Song unweigerlich einlässt.

1977 wäre diese Band wahrscheinlich von den Punks der ersten Stunde gelyncht worden. 2014 kann man Pop nicht besser in Punkrock übersetzen.