Beim Hören weiß ich instinktiv, dass diese Platte hier 95% der Leserschaft am Arsch vorbeigehen wird, die übrigen 5% aber werden ihren Spaß haben. Mehr ein Sampler aus einzelnen Singletracks als ein Album, das nur als Ganzes funktioniert, obwohl das umfassende Thema ein und dasselbe ist (Flüchtlingsthematik und besorgte Bürger).
Stilistisch ist das derart vielfältig, dass sich eine musikalische Beschreibung dieses Ausnahmetalents eher abschreckend auswirken wird, aber wie schon erwähnt sind 95% hier sowieso raus.
Keines der Stücke ist wie das andere, hier werden HipHop mit arabischen Rhythmen, Klezmer, Kabarett, Close-Harmony, Chanson, Achtziger- und Neunziger-Jahre-Synthesizer, Drum&Bass (und einiges mehr) in einen großen Topf geworfen, am Ende steht diese Platte, die weder in das eine noch in das andere Plattenfach passen wird.
Offenbar hat der Junge einen Heidenspaß, mit verschiedenen Stilen zu spielen, was erstaunlicherweise durchgehend gelingt und inspiriert klingt statt wie eine Imitation derselben. Definitiv eine Platte, um seinen musikalischen Horizont zu erweitern, erschreckend eingängig und gleichzeitig unfassbar, dass das nur ein Typ sein soll, der sich hier durch dieses extrem breite Spektrum bewegt.
Ich ertappe mich beim Tippen dieser Zeilen dabei, dass ich vor dem Rechner tanze, und das kommt wahrhaftig nicht oft vor.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #101 April/Mai 2012 und Jörkk Mechenbier
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #129 Dezember16/Januar17 2016 und Kalle Stille
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #161 April/Mai 2022 und Kalle Stille