Wem nach „Argo“ oder „Zero Dark Thirty“ der Sinn nach einem klassischen Vertreter des auf wahren Begebenheiten beruhenden zeitgeschichtlichen Thrillers steht, ist mit Irvin Kershners „Raid On Entebbe“ beziehungsweise „...die keine Gnade kennen“, wie er bei uns recht plakativ heißt, nicht schlecht beraten.
Nach Marvin J. Chomskys „Unternehmen Entebbe“ war „...die keine Gnade kennen“ eine weitere amerikanische Produktion, die halbwegs glaubwürdig nachstellte, wie palästinensische und deutsche Terroristen im Juni 1976 ein in Athen gestartetes Passagierflugzeug der Air France in ihre Gewalt brachten und die Passagiere sieben Tage lang auf dem Entebbe Airport in Uganda als Geiseln hielten, bis israelische Sicherheitskräfte auf spektakuläre Weise deren Martyrium beendeten und alle Geiselnehmer töteten.
Dem umstrittenen ugandischen Präsidenten Idi Amin kam dabei eine besonders unrühmliche Rolle zu (wunderbar von „Alien“-Darsteller Yaphet Kotto gespielt), denn der gab scheinheilig den neutralen Vermittler, stand aber auf der Seite der Geiselnehmer.
Jedenfalls konnten die Israelis den blöden Deutschen nach dem Debakel bei der Geiselnahme von München im Jahr 1972 zeigen, wie man so was richtig macht. Irvin Kershner („Sag niemals nie“, „Robocop 2“), ein handwerklich versierter Regisseur, machte daraus mehr ein unpathetisches, politisch brisantes Drama als einen vordergründigen Actionfilm, denn im Mittelpunkt stehen bei der Umsetzung der Ereignisse vor allem die menschlichen Schicksale.
Hinzu kommt eine stattliche Anzahl bekannter Darsteller wie Martin Balsam, John Saxon, Charles Bronson, Horst Buchholz, Eddie Constantine oder James Woods. Sehr schön ist auch, dass auf DVD jetzt die um gut 20 Minuten längere Version des Films erscheint, deren zusätzliche Szenen im Originalton mit deutschen Untertiteln zu sehen sind.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #107 April/Mai 2013 und Thomas Kerpen