DIE JUNGEN WILDEN

Der 2002 verstorbene John Frankenheimer gehörte sicherlich zu den intelligenteren Regisseuren des amerikanischen Unterhaltungskinos, der für Klassiker wie DER GEFANGENE VON ALCATRAZ oder BOTSCHAFTER DER ANGST verantwortlich war und seinen Filmen immer irgendeine Form von ernsthafterer Botschaft mitgeben konnte.

DIE JUNGEN WILDEN ist sein zweiter Film nach DAS NACKTE GESICHT von 1959, in dem es um eine ähnliche „Juvenile delinquency“-Thematik ging. Im Mittelpunkt stehen dabei die Konflikte zwischen zwei Jugendgangs italienischer und puertoricanischer Herkunft, die zu einem Mord an einem blinden Jungen der puertoricanischen Gang geführt hatten, den Frankenheimer als faszinierend dynamische Eingangssequenz inszenierte, die den Zuschauer direkt in ihren Bann zieht.

Diesen vermeintlichen Mord soll der Bezirksstaatsanwalt Hank Bell (ein sichtlich gelangweilter Burt Lancaster, der vertraglich verpflichtet war, diesen unliebsamen Film zu drehen) aufklären und stellt schnell fest, dass der Fall nicht so eindeutig ist, wie es zu Beginn den Anschein hatte.

An seiner Seite Telly Savalas in einer seiner ersten Rollen, ebenso wie die wundervolle Shelley Winters aus Kubricks LOLITA als Mutter eines der wegen Mordes angeklagten Gangmitglieder. Für die 60er Jahre erweist sich DIE JUNGEN WILDEN, basierend auf dem Roman „A Matter of Conviction“ von Evan Hunter, als recht provokante, thematisch ambivalente Angelegenheit, denn Lancaster muss hier zwischen politischen und moralischen Entscheidungen abwägen, um seinen Gefühlen und Gewissenskonflikten Herr zu werden.

Kein Meisterwerk, aber ein nach wie vor sehenswerter Film mit sozial relevanter zeitloser Botschaft in Bezug auf Rassismus und Klassenhass, der hierzulande jetzt das erste Mal auf DVD erschienen ist.