DIE JAGD

Mads Mikkelsen ist einer der momentan wandlungsfähigsten dänischen Darsteller, der sich auf internationaler Ebene geschickt zwischen Arthouse-Kino und Blockbustern bewegt. Zu seinen letzten Rollen gehört die des Hannibal Lecter in der TV-Serie „Hannibal“, die durch die Romane von Thomas Harris bekannt wurde.

In Thomas Vinterbergs Film „Die Jagd“ („Jagten“) spielt Mikkelsen den gutmütigen, frisch geschiedenen Erzieher Lucas, der in einer dänischen Kleinstadt aufgrund der Lüge eines Kindes der Pädophilie verdächtigt wird.

Der dänische Regisseur ist ja vor allem als Mitbegründer der „Dogma 95“-Bewegung bekannt, hatte allerdings schon 2004 mit „Dear Wendy“ einen politisch provokanten Film gedreht, in dem er den Waffenwahn der Amerikaner ins Visier nahm.

Ein heißeres Eisen als Pädophilie, bei dem die Toleranzgrenze unserer Gesellschaft gegen Null tendiert, dürfte es ansonsten wohl kaum geben. Das hatte 2004 auch Nicole Kassells hervorragender „The Woodsman“ mit Kevin Bacon gezeigt, in dem die Erzählperspektive des Protagonisten, eines aus dem Gefängnis entlassenen Kinderschänders, eingenommen wird.

Auf drastische Art und Weise wird gezeigt, wie bei diesem Thema Vergebung und Akzeptanz und damit letztendlich jegliche Menschlichkeit verloren gehen. Der Kindergartenlehrer in „Die Jagd“ ist jedoch unschuldig, was nichts daran ändert, dass er das Opfer eines erbitterten Hexenjagd wird.

Ein Film voller unangenehmer Wahrheiten und in emotionaler Hinsicht oft kaum zu ertragen, wenn man sieht, wie die Existenz des von Mikkelsen fantastisch gespielten Mannes innerhalb kürzester Zeit vernichtet wird.

Ein mitreißend tragischer Film, bei dem sich auch nichts in Wohlgefallen auflöst, denn die erschütternde Schlussszene verdeutlicht noch einmal, dass die Hauptfigur diese Vorwürfe noch ihr Leben lang begleiten werden.