Bisweilen unterscheidet die Psychologie vier Ebenen der Angst: körperliches Erleben, Gedanken, Verhaltensweisen und Emotionen. Diese vier Facetten menschlicher Konditionierung scheinen sich dunkel, repetitiv und direkt in den Songs von ANGST4 aus Saarbrücken widerzuspiegeln, beispielsweise im Song „Albtraum“. Ein deutlich in den 1980er Jahren sozialisierter Sound aus den feuchten Betonkatakomben, in denen beispielsweise THE NORMAL („T.V.O.D.“), ABWÄRTS, GRAUZONE, GIRLS UNDER GLASS, NO MORE und ALSO (beide aus Kiel) mit „In A Cold Room“ ihren tobenden Zerwürfnissen und ihrer Katharsis freien Lauf gelassen haben: kein Licht, Trockennebel, schemenhafte Schatten, keine Kommunikation unter den einsilbigen Protagonisten der Nacht. ANGST4 ist mit diesem Album ein gekonnter Spagat zwischen Post-Punk und Minimal-Synth gelungen. Wenn die Synthies nach vorne durch das Stroboskopgewitter blitzen, finden sich Referenzen zu KALTE NACHT und den PLAGUE PITS. Die Band bereichert diesen paranoiden Dark Room, „Umfeldmemory“ könnte aus der Feder von Daniel Miller stammen, als er unter seinem Alter Ego THE NORMAL seine einzige Synth-7“ als ersten Release 1978 auf seinem Label Mute Records veröffentlichte. ANGST4 haben bereits mit FLIEHENDE STÜRME zusammenspielt und das hatte gute Gründe. Von der Künstlerin und Tattoo-Model Jenni Mitkovic stammt das Zitat: „Dunkelheit ist die Gebärmutter des Universums, die Brutstätte unserer zweiten Geburt.“ ANGST4 sind in dieser Hinsicht Brutstätte und Geburt zugleich.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #175 August/September 2024 und Markus Kolodziej
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