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DIE BRAUT TRUG SCHWARZ

Als ich François Truffauts Film „Die Braut trug schwarz“ anlässlich der DVD-Veröffentlichung von Pierrot Le Fou 2009 das erste Mal sah (auf Video war er nach seiner Erstaufführung 1968 im Kino nie erschienen), war ich überrascht, dass Quentin Tarantino den Film nie gesehen hatte („I’m a Goddard fan, not a Truffaut fan.“), da er für viele als Vorlage für die beiden „Kill Bill“-Filme von 2003 und 2004 galt. Bekanntlich spielt Uma Thurman in „Kill Bill“ eine nur „die Braut“ genannte Frau, deren Hochzeit zu einer Begräbnisfeier wird und die sich in Folge auf einen Rachefeldzug begibt. Während Jeanne Moreau in „Die Braut trug schwarz“ durch einen Unglücksfall zur Witwe wird, den fünf betrunkene Junggesellen zu verantworten haben, ist bei Tarantino alles wesentlich drastischer, der sich bei Italowestern und Eastern bediente. Die Parallelen zwischen beiden Filmen sind dennoch auffällig, so streichen die Racheengel etwa die Namen ihrer Opfer von einer Liste. Zudem verwendete Tarantino auch noch ein Stück von Bernard Herrmann, der für zahlreiche Hitchcock-Filme den Soundtrack komponierte, ebenso wie den von „Die Braut trug schwarz“, der sich wie ein schweres Tuch über den Film legt. Denn Truffaut verstand „Die Braut trug schwarz“ auch als Verbeugung vor Hitchcock, ohne dass er dabei allerdings die Raffinesse des Thriller-Altmeisters erreichte. Sein Werk ist das eines europäischen Kunstfilmers, der keinen wirklichen Genrefilm drehen wollte und deswegen dabei Sachen ausließ, die man von einem Thriller normalerweise erwarten würde. Gerade deswegen ist „Die Braut trug schwarz“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Cornell Woolrich, wohl auch so ein faszinierend andersartiges, moralisch vielschichtiges Rache-Drama, das jetzt zum ersten Mal auf Blu-Ray erschien, restauriert von einem neuen 2K-Master.