Ähnlich wie AUF DER KUGEL STAND KEIN NAME war DES TEUFELS LOHN (MAN IN THE SHADOW) bereits in der „Jack Arnold Western Collection“ von Koch erhältlich. Aber auch als Einzel-DVD ist dieser mir bisher immer entgangene Film einen lohnende Anschaffung, nicht nur für Liebhaber von Orson Welles.
Welles spielt darin den reichen texanischen Großgrundbesitzer Virgil Renchler, der durch seine wirtschaftliche Macht auch die sonstigen Geschicke des kleinen Städtchens Spurline und seiner Bewohner bestimmt.
Das muss der idealistische wie naive Sheriff Ben Sadler schmerzhaft am eigenen Leib erfahren, als er gegen den Widerstand des Stadtrats versucht, den mysteriösen Tod eines mexikanischen Arbeiters auf der Ranch von Renchler aufzuklären, die den völlig unbescheidenen Namen Golden Empire Ranch trägt („...larger than a lot of countries in Europe.“).
Und Renchlers mächtigem Imperium hat der Sheriff nicht allzu viel entgegenzusetzen, außer seiner Überzeugung, dass er sich moralisch im Recht befindet, womit er beinahe mit seinem Leben bezahlt.
Zwar hat Renchler nichts direkt mit dem Tod des Mexikaners zu tun, dessen Leben generell hier nicht allzu viel zählte, aber er tut natürlich alles, um seine Interessen zu schützen. Wenn man so will, steckt in dieser Story neben einer grundsätzlichen humanistischen Botschaft beziehungsweise einem Appell zu mehr Zivilcourage auch eine unterschwellige Kapitalismuskritik, die Arnold in einen streckenweise unangenehm brutalen modernen Western gepackt hat.
Der spielt zwar in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, aber bis auf den Einzug moderner Technik in Gestalt von Autos scheint die Zeit hier dennoch stehengeblieben zu sein. Natürlich konnte Arnold in gut 70 Minuten nicht genug inhaltliche Tiefe bringen, um DES TEUFELS LOHN deutlich über das Niveau typischer B-Filme zu hieven.
Dennoch funktioniert seine finstere Charakterstudie über weite Strecken sehr gut, die zwischen den Stühlen von Western und Film Noir sitzt – schon alleine wegen der effektiven Schwarz-Weiß-Fotografie –, ohne dabei aber die Klasse von thematisch verwandten Meisterwerken wie HIGH NOON oder BAD DAY AT BLACK ROCK zu erreichen.
Vielleicht wäre der Film auch vollkommen in der Obskurität verschwunden, würde nicht Welles die Hauptrolle spielen, für den bei DES TEUFELS LOHN vor allem der damit zusammenhängende Gehaltsscheck zählte, um damit seine eigenen Projekte zu finanzieren, dessen Präsenz aber dennoch maßgeblich zur intensiven Gesamtatmosphäre beiträgt.
Einen IM ZEICHEN DES BÖSEN sollte man hier natürlich nicht erwarten, aber DES TEUFELS LOHN gehört auf jeden Fall zu den besseren Filmen in Jack Arnolds Schaffen. Der wurde für die DVD-Auswertung in technischer Hinsicht wie auch AUF DER KUGEL STAND KEIN NAME völlig zufriedenstellend aufgearbeitet, inklusive der Originaltonspur, was sich im DVD-Zeitalter ja eigentlich von selbst verstehen wollte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Thomas Kerpen