DER UNHEIMLICHE MR. SARDONICUS

1993 drehte Regisseur Joe Dante, der mit den Horror- und Science Fiction-Filmen der 50er und 50er aufwuchs, mit „Matinee“ eine schöne Hommage an eine der schillerndsten Gestalten dieser Ära, William Castle.

Castle hatte sich zu dieser Zeit auf B-Horrorfilme spezialisiert, die zwar billig produziert, aber dennoch äußerst atmosphärisch waren. Um diese Billigproduktionen aufzuwerten, versah Castle einige seiner Filme mit amüsanten Gimmicks, die das Kinoerlebnis für das Publikum verstärken sollten, quasi eine Frühform von medialer Interaktivität.

Und so bekam man bei „Schrei, wenn der Tingler kommt“ von 1959 in manchen Kinos in den USA Elektroschocks verpasst. In „Der unheimliche Mr. Sardonicus“ tauchte gegen Ende Castle auf der Leinwand auf, um die Kinobesucher aufzufordern, mit einer „Daumen nach unten oder nach oben“-Karte wie bei römischen Gladiatorenkämpfen darüber abzustimmen, ob der Bösewicht bestraft werden sollte oder nicht.

Allerdings hatte Castle nur ein Ende gedreht, das dem der im Playboy veröffentlichten Kurzgeschichte entsprach, auf der der Film basierte. Nach seiner Erstaufführung 1962 in gekürzter Form in den deutschen Kinos erlebt „Mr.

Sardonicus“ erst jetzt seine Heimkino-Premiere als erste Veröffentlichung einer „William Castle Collection“ von Koch. Die Qualität der endlich auch ungeschnittenen Fassung ist exzellent, hinzu kommen einige Featurettes zum Film als Bonus plus eine äußerst schicke Verpackung mit beigelegter „Punishment Poll“-Karte.

Die Story von Castles überraschend sadistischem schwarz-weißen Gothic-Horror-Film über einen verfluchten Baron, dessen Gesicht zu einer absurden Fratze erstarrt ist, weist starke Parallelen zu Bram Stokers „Dracula“-Roman auf und erinnert auch an Roger Cormans Poe-Adaption „Die Verfluchten“ oder Georges Franjus „Augen ohne Gesicht“.