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DER SCHARLACHROTE PIRAT

Ob James Goldstones SWASHBUCKLER (so der Originaltitel, mit dem besonders verwegene Kerle gemeint sind) noch für ein Publikum interessant ist, das mit PIRATES OF THE CARIBBEAN groß geworden ist, sei mal dahingestellt.

Zu einem der ganz großen Klassiker des guten alten Abenteuerfilms hat es bei ihm jedenfalls noch nie gereicht, zumindest im Vergleich mit DER ROTE KORSAR oder Richard Lesters THE THREE MUSKETEERS von 1973.

Und Goldstone dürfte wohl bei Kritikern und Publikum wegen Filmen wie INDIANAPOLIS (1969) oder ACHTERBAHN (1977) populärer sein. Das heißt aber nicht, dass DER SCHARLACHROTE PIRAT nicht ein herrlich unterhaltsamer Film wäre, für den sehr viel spricht, und das nicht nur durch die rosarote Nostalgie-Brille betrachtet.

Zum einen wegen Robert Shaw als Captain „Red“ Ned Lynch, der als Kapitän eines Piratenschiffes im Jahr 1718 die Gegend um Jamaika unsicher macht, hier zwar nicht mit einem Weißen Hai konfrontiert wird, aber in Gestalt des gierigen, bösartigen Lord Durant (ein großartiger, viel zu wenig präsenter Peter Boyle) mit einem nicht minder unangenehmen Feind.

Natürlich darf auch eine holde Schöne nicht fehlen, die durch Geneviève Bujold als Jane Barnet ins Spiel kommt, deren Vater, ein Richter, Durant in den Kerker geworfen und Frau und Tochter aus ihrem Haus vertrieben hat.

Und da in einem Abenteuerfilm auch der romantische Aspekt nicht zu kurz kommen darf, reiben sich Shaw und Bujold natürlich ordentlich einander, inklusive eines Degenduells, um sich dann schließlich verliebt in den Armen zu liegen („A pirate in love! Like a fish out of water.

Both are where they shouldn’t be. But only the fish has sense enough to know it.“). Dabei war Shaw damals 15 Jahre älter als Bujold, was man ihm auch deutlich ansieht, macht aber als draufgängerischer Freibeuter in roten Klamotten immer noch eine gute Figur.

Eine insgesamt recht familienfreundliche Angelegenheit (was den Grad der Gewalt angeht) vor stimmungsvoller Südsee-Kulisse, die einen 90 Minuten lang einfach nur gut unterhalten will. Das funktioniert auch wunderbar, dennoch bedauert man etwas, dass die Produzenten des Films keinerlei Ambitionen an den Tag legten, den von Shaw, Boyle und Bujold gespielten interessanten Charakteren – ohne deren ambitionierte darstellerische Leistung der Film kaum mehr als B-Ware wäre – etwas mehr Tiefe zu verleihen.

Und so bleibt DER SCHARLACHROTE PIRAT insgesamt eine recht formelhafte, wenn auch durch und durch charmante Angelegenheit mit viel Action und manchmal etwas deplatziertem Humor („We’ve come to make war, Captain, not love!“), die sicherlich das Potenzial für mehr besessen hätte.

In Nebenrollen tauchen hier noch andere bekannte Gesichter auf wie Beau Bridges, eine junge Anjelica Huston (die keine einzige Zeile Text hat) und Sid Haig (SPIDER BABY, THE DEVIL’S REJECTS).

Nachdem offenbar die erste DVD-Auflage vergriffen war, wurde der Film jetzt von Koch noch mal neu aufgelegt, mit den gleichen Extras wie Trailer, 16 Minuten langer Super-8-Fassung und kurzem Making Of.

Die Bild- und Tonqualität ist nicht perfekt, aber vollkommen zufrieden stellend, Untertitel für den Originalton sucht man mal wieder vergeblich.