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DER MANN MIT DER STAHLKRALLE

„Rolling Thunder“, so der Originaltitel von „Der Mann mit der Stahlkralle“, ist ein erklärter Lieblingsfilm von Quentin Tarantino, der danach seine nicht mehr existente Verleihfirma benannte. Warum der deutsche Verleih 1980 mit dem an den Bruce Lee-Streifen „Der Mann mit der Todeskralle“ angelehnten Titel den Eindruck erweckte, es würde sich hier um einen asiatischen Prügelstreifen handeln, ist nicht ganz nachvollziehbar. Denn es handelt sich hier um eine Art Vorläufer von Ted Kotcheffs „Rambo“ von 1982. Während dem heruntergekommenen Vietnamkriegsveteran John Rambo bei seiner Rückkehr in die Heimat nur Ablehnung begegnet, was ihn schließlich zu einer unaufhaltsamen One-Man-Army macht, sieht die Sache in „Der Mann mit der Stahlkralle“ noch etwas anders aus. Zwar ist auch Vietnamheimkehrer und Kriegsheld Major Charles Rane, den William Devane auf wirklich beängstigende Weise spielt, schwer traumatisiert, wird aber bei seiner Rückkehr noch gefeiert. Ein gebrochener Mann ist Rane nicht, aber innerlich abgestumpft, was deutlich zu Tage tritt, als einige Gangster seine Frau und seinen Sohn töten, ihm sein Geld stehlen und er dabei eine Hand verliert, und er sich im Anschluss nahezu emotionslos zusammen mit seinem Kumpel Johnny (Tommy Lee Jones) auf einen gnadenlosen Rachefeldzug begibt. Gerade in Bezug auf Devanes Figur merkt man deutlich die Handschrift von Drehbuchautor Paul Schrader, der ein Jahr zuvor mit „Taxi Driver“ seinen Durchbruch geschafft hatte, während die grundsätzliche Story eher auf B-Movie-Niveau ist. Im Kino und auf Video erschien John-Flynns Film noch geschnitten, die DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung aus dem Jahr 2012 enthielt dann alle vorher fehlenden Handlungsszenen (zumindest deutsch untertitelt), ebenso wie die aktuelle, qualitativ offenbar identische Neuauflage.