DER KUSS DES VAMPIRS

DER KUSS DES VAMPIRS ist der dritte "Dracula"-Film der Hammer-Studios, coproduziert von Universal, die auch den Vertrieb in den Staaten übernahmen, der allerdings ohne Dracula und bekannte Gesichter wie Peter Cushing und Christopher Lee auskommen musste.

Dafür saß Don Sharp im Regiestuhl (der drehte zwei Jahre später den sehr durchwachsenen dritten Teil der "The Fly"-Reihe), das Drehbuch schrieb Anthony Hinds, der zu dieser Zeit als Nachfolger seines Vaters die Hammer-Studios leitete, und der bedrohliche Score stammte von James Bernard, der auch schon die Musik für Terence Fishers DRACULA komponiert hatte.

Die Handlung bewegt sich auf bekannten Pfaden: einem frisch verheirateten Pärchen geht auf der Hochzeitsreise durch Europa das Benzin aus und es muss unfreiwillig in einem schäbigen Gasthof absteigen.

Zufälligerweise befindet man sich in direkter Nähe des Schlosses eines gewissen Dr. Ravna, eine Variation der Dracula-Figur, der dort eine Art Vampir-Kult betreibt und dessen reizende Familie komplett aus Blutsaugern besteht, die sich sogar bei Tageslicht bewegen können.

Das naiv-dusselige Pärchen lässt sich natürlich vom Charme des Grafen einwickeln und besucht nach einem Abendessen noch einen Maskenball, wo die Sippschaft dann ihr wahres Gesicht zeigt. Allerdings kann man das Verhalten des Pärchens fast verstehen, denn als Alternative zum Grafen gibt es nur den Van Helsing-Ersatz Professor Zimmer, ein Misanthrop reinsten Wassers, der Menschen und Vampire gleichermaßen nicht ausstehen kann, und dagegen wirkt der blutsaugende Adelige fast schon richtig sympathisch.

DER KUSS DES VAMPIRS versucht offensichtlich neue Elemente in den gewohnten Vampir-Mythos einzubringen, was dem Film einige schön dekadent-morbide Szenen beschert, auch wenn sich der Horror letztlich in Grenzen hält und man über das seltsame Finale mit seinen Fake-Fledermäusen sicherlich streiten kann, wo auch das geringe Budget des Films deutlich sichtbar wird.

Dafür gibt es ein sehr schönes Setdesign, wo die Hammer-Studios mal wieder gekonnt eine nach wie vor überzeugende Gothic-Atmosphäre erzeugen, auch wenn der Schockgehalt des Films für eine jüngere Horrorfilm-Klientel eher lachhaft ausfällt.

Ein nostalgischer Gruselfilm mit holprigem, oft unplausiblem Drehbuch und wirklich nur sehr bedingt ein "legendärer Horrorfilmklassiker", der aber auf jeden Fall noch prächtig unterhält, auch wenn man ihm sein Alter deutlich ansieht.

Bei seiner Ausstrahlung im Fernsehen fehlten offenbar immer zwei Dialogszenen, die in der DVD-Fassung von Koch enthalten sind, die mit gutem Bild und Ton aufwarten kann, wobei bereits Universal in den Staaten die Digitalisierung des Films besorgt hatte.

Untertitel gibt es mal wieder nur bei den nicht synchronisierten Stellen, und als Bonus muss ein Trailer, die Bildergalerie und ein informatives Booklet reichen.