DER JUNGE HITLER

Franzobel

Drei junge LinksaktivistInnen machen freiwilligen Sozialdienst in der Psychiatrie und werden dort mit dem wirren Theatermanuskript einer Insassin konfrontiert. In diesem entwirft die vermeintlich psychisch kranke Frau ein Szenario, welches skizzieren soll, wie der junge Dolferl Hitler in Linz davon hätte abgebracht werden können, die halbe Menschheit auszurotten.

Wie er sich hätte glücklich verlieben, wie er hätte in den Liebesfreitod gehen, wie ihm sein bester Freund hätte etwas in sein Getränk geben sollen. Die drei lesen mit verteilten Rollen, gehen voll in der Geschichte auf, wollen plötzlich alle Hitler sein, rasieren sich die Haare und finden sich unverhofft irgendwo zwischen „Die Welle“ und Milgram-Experiment wieder.

Dem in Wien lebenden Franzobel gelingt es im als Theaterstück inszenierten Plot einen etwas ungewöhnlichen bis absurden, aber durchaus spannenden Zugang zu doch häufig aufgegriffenen Was-wäre-wenn-Überlegungen zu finden.

Der typisch österreichische Humor sowie Franzobels Schreibstil könnten für manche Leser aber eventuell etwas gewöhnungsbedürftig sein.