DER GOTT DES GEMETZELS

In letzter Zeit hatte Roman Polanski ja nicht allzu viel Freude am Filmemachen, da ihn seine Anklage wegen der Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens 1977 in den Staaten wieder einholte – seitdem hat er das Land nicht wieder betreten.

Denn wegen der Befangenheit des Richters und aus Angst vor einem unfairen Schauprozess flüchtete der Pole damals nach London. Jedenfalls besitzt Polanski trotz dieser unangenehmen Geschichte in Filmkreisen dank Meisterwerken wie „Tanz der Vampire“, „Rosemaries Baby“ oder „Chinatown“ einen ausgezeichneten Ruf – nicht auszudenken, was wäre, wenn er sich seitdem als mieser Regisseur entpuppt hätte.

An seine besten Zeiten kann er zwar nicht mehr ganz anknüpfen, gute Filme dreht er aber immer noch. Dazu kann man auch „Der Gott des Gemetzels“ zählen, basierend auf dem Bühnenstück von Yasmina Reza, die auch das Drehbuch dafür schrieb.

Eine dementsprechend minimalistische Angelegenheit, die bis auf kurze Außenaufnahmen in einem Appartement in Brooklyn spielt, aber natürlich wegen Polanskis juristischer Probleme in Paris gedreht wurde.

Ein knapp 80-minütiges Kammerspiel, dessen Reiz in den pointierten Dialogen und darstellerischen Leistungen von Jodie Foster, John C. Reilly, Christoph Waltz und Kate Winslet liegt, deren Charaktere hier ähnlich ihre wahre Persönlichkeit offenbaren wie in Loriots Sketch „Kosakenzipfel“.

Das zivilisierte Bürgertum zeigt dabei sein hässliches Antlitz und lässt Masken und Hemmungen fallen, als ein vernünftiges Gespräch unter Elternpaaren wegen eines handgreiflichen Streits der beiden Söhne komplett entgleist.

Ein sehr intelligentes und amüsantes Spätwerk von Polanski, auch wenn es nicht die Komplexität und Brillanz von dessen anderem Kammerspiel „Der Tod und das Mädchen“ erreicht.