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DER GELBE TEPPICH

Die Farbe Gelb im Titel, auf dem Cover im Vordergrund ein Springmesser und im Hintergrund ängstlich zusammengekaut eine leicht bekleidete Frau – die Perspektive führt zu einem verzerrten Größenverhältnis zwischen Messer und Frau –, das lässt einen der typischen, Giallo genannten italienischen Psychothriller erwarten. Das Wort Giallo findet sich auch im italienischen Originaltitel „La casa del tappeto giallo“ („Das Haus des gelben Teppichs“), denn Giallo bedeutet im Italienischen Gelb, womit diese Genrebezeichnung auf den gelben Einband der in Italien populären Krimi-Groschenromane Bezug nahm. Allerdings unterscheidet sich Carlo Lizzanis Psycho-Kammerspiel (mit Erland Josephson, bekannt aus einigen Ingmar Bergmann-Filmen) von den durch explizite Mordszenen, extravagante Bildgestaltung und stilvolle Filmmusik charakterisierten typischeren Giallo-Vertretern schon durch die unspektakuläre, minimalistische Inszenierung, denn der Film basiert auf einem Theaterstück. Dafür stammt die stilvolle Filmmusik von Stelvio Cipriani, der die Musik für zahlreiche Italowestern und andere italienische Horrorfilme und Krimis geschrieben hat. Der vom Neorealismus beinflusste Lizzani, der anfangs noch Dokumentationen drehte, verstand es immer, seinen späteren Western und Thrillern politische und gesellschaftskritische Bezüge zu verleihen, wie etwa „San Babila, 20 Uhr: Ein sinnloses Verbrechen“, über das Leben junger Mailander Neo-Faschisten. „Der gelbe Teppich“ lief mal 1985 im WDR und die aktuell erschienene DVD basiert offenbar auf einem alten TV-Sendemaster. Aufgrund seines schwarzen Humors und des generell exzentrischen Umgangs mit Genrekonventionen ist Lizzanis sparsam inszenierter Psychothriller, in dem der Verkauf eines Teppichs für ein Ehepaar zum surrealen Albtraum wird, immer noch äußerst sehenswert.