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DER ERBARMUNGSLOSE

Jean Gabin war ähnlich wie Lino Ventura einer der großen Charakterdarsteller des französischen Kinos, der ab den 1930ern bis zu seinem Tod im Jahr 1976 als Schauspieler aktiv war. Jemand wie Gabin musste eigentlich nicht viel tun, seine Aura alleine reichte schon, um einen in seinen Bann zu ziehen, wofür ein Film wie Pierre Granier-Deferres „Der Erbarmungslose“ („La Horse“) ein schönes Beispiel ist. Auch mit Ventura hatte Granier-Deferre schon 1965 beim Gangsterfilm „Ganoven rechnen ab“ zusammengearbeitet, in dem er Ventura auf einen erbarmungslosen Rachefeldzug schickte und mit einer fragwürdigen Betonung von Selbstjustiz aufwartete. In „Der Erbarmungslose“, basierend auf dem Roman „La Horse“ von Michel Lambesc, ist es Gabin, der sich auf einen Rachefeldzug begibt. Die starke Betonung des Selbstjustiz-Themas in „Ganoven rechnen ab“ findet sich auch in „Der Erbarmungslose“ wieder, weswegen dem Film auch vorgeworfen wurde, autoritäres und diktatorisches Verhalten zu rechtfertigen und eine reaktionäre Auffassung von Recht, Gesellschaft und Ordnung zu verbreiten. Gabin spielt darin den misanthropischen Hofbesitzer Auguste Maroilleur, dessen Enkelsohn in Rauschgiftgeschäfte verwickelt ist, weswegen kriminelle Subjekte Maroilleurs Hof heimsuchen, sein Vieh umbringen und ihn und seine Familie bedrohen. Die Antwort des Patriarchen fällt allerdings überraschend kompromisslos aus ... Der jetzt in recht guter Qualität das erste Mal auf DVD veröffentlichte, mit knapp 80 Minuten erstaunlich kurze und straff inszenierte „Der Erbarmungslose“ hebt sich von anderen Rachefilmen vor allem durch sein ungewohntes Milieu ab, das den originellen Hintergrund für den brutalen Zusammenprall zwischen Dorfbevölkerung und Großstadtgangstern liefert, unterlegt von Serge Gainsbourgs erstaunlich beschwingter Musik.