BORIS

Dear

Auf ihrem letztjährigen Album für Relapse zusammen mit Landsmann Merzbow hatten die Japaner BORIS die Latte in künstlerischer Hinsicht noch mal höher gelegt, den es handelte sich gleich um zwei Platten, eine mit Merzbow-Noise, die andere mit gewohntem BORIS-Sound, die man parallel abspielen sollte – das Ergebnis war durchaus eindrucksvoll.

Dagegen wirkt der Nachfolger „Dear“ fast schon etwas gewöhnlich, denn ähnlich wie schon „Noise“ von 2014 mutet das neue Album wie eine Art BORIS-Sampler an, der irgendwie alles abdeckt, was die Japaner seit ihrem Debüt „Absolutego“ von 1996 in einer Schnittmenge aus Doom, Noise und Metal so auf die Menschheit losgelassen haben, von zähem Sludge bis hin zu ausufernden trippigen Drone-Epen.

Letztendlich sind BORIS in diesem Bereich aber einfach viel zu gut, als dass man davon völlig unbeeindruckt bliebe, gerade wenn sie in atmosphärisch extrem verdichtete psychedelische Sphären abdriften.

Wirklich überraschend ist hier nichts, zumal der sechste Song dann doch etwas zu sehr nach MY BLOODY VALENTINE-Hommage klingt, aber allein in ästhetischer Hinsicht lässt man sich „Dear“ wieder gern gefallen, auch wenn man insgeheim etwas bedauert, dass Gitarristin Wata nicht häufiger das Mikro übernimmt.