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DEADFINGER

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Wer merkt bei den Namen Dan Kubinski oder Dwain Flowers auf? Dan war einst Sänger der 1981 in Milwaukee, Wisconsin gegründeten Touch & Go-Band DIE KREUZEN, die sich 1992 auflöste und seit 2012 „irgendwie“ wieder aktiv ist. Dwain Flowers wiederum hatte in den Achtzigern mal eine Band namens NEKROMANTX, später eine namens FUCKFACE, zusammen mit Dan. Seit zwanzig Jahren sind die beiden befreundet, und in der Frühphase der Corona-Pandemie kam ihnen dann die Idee, es mal als Akustik-Duo miteinander zu versuchen: Dan singt und spielt Gitarre, Dwain sitzt am Schlagzeug. Alles reduziert, ohne viel Lärm und Radau, eher im Mood eines Bar-Konzerts oder einer Lagerfeuer-Session – fast hätte ich überhört, dass hier jemand trommelt. Nur einen eigenen Song spielt das Duo, arbeitet sich ansonsten an neun Klassikern ab, die ihnen viel bedeuten. „Moonage daydream“ von Bowie etwa, „Pretty vacant“, „Skulls“ (MISFITS, erstaunlich!), „Dancing barefoot“ (Patti Smith) oder „Don’t wanna know if you are lonely“ (HÜSKER DÜ). Hätte ich das Album nach dem ersten Hören weggeschoben, weil ich das Konzept im ersten Moment etwas lame fand, belohnt mich seitdem jeder weitere Durchlauf mit etwas Gänsehaut, denn Dan macht hier eben nicht den Hardcore-Shouter, sondern lässt eine nicht makellose, aber intensive eigene Stimmfarbe erkennen, und auch wenn das alles etwas, nun, eigentümlich anmutet, hat es eine erstaunliche Intensität. Mindestens jene, die die ganzen DIE KREUZEN-Alben im Schrank stehen haben, sollten mal ein Ohr riskieren. Man kann freilich auch zu einer gänzlich gegenteiligen Einschätzung gelangen.