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DEAD NITTELS

Anti New Wave Liga

Die 1982 gegründete Wiener Punkband DEAD NITTELS benannte sich in Anlehnung an die Namensgebung der DEAD KENNEDYS nach dem 1981 ermordeten SPÖ-Stadtrat Heinz Nittel. Nachdem Bachelor Records 2020 deren „Anti New Wave League“-7“ veröffentlicht hatte (teils auch unter dem Titel „A.N.W.L.“ gelistet), kam nun eine LP mit dem gleichen Titel, was potentiell für Verwirrung sorgen kann.Dabei ist der Inhalt verschieden und hat wohl auch nichts mit der „Early Songs 1981-1983“-LP zu tun, die 2013 auf Rave Up erschienen ist. Vielmehr handelt es sich um die Neuauflage der 1983 in einer Auflage von 300 Stück kopierten grasgrünen Cassette – Discogs listet keine einzige zum Verkauf, was dafür spricht, dass das Ding im Original faktisch nicht zu bekommen ist. Vermutlich wurde sowieso der Großteil mit anderen Insignien der Jugend längst von den damaligen Käufer:innen gen Müllverbrennung entsorgt. Elmar von Bachelor hat diese erstaunlich guten Aufnahmen nun im LP-Format neu aufgelegt, und der Sound ist erstaunlich gut, war es von Anfang an: die Band ging damals ins Gespenster Sound Studio Ottakring (?) und spielte auf zwei Spuren eines Vierspurrekorders 15 Songs ein, packte noch einen Livesong mit dazu, der in Ampermoching im Gasthaus zur Post bei einer Show mit den U.K. SUBS mitgeschnitten wurde. Bester Ösi-Punk im Wiener Idiom, mit einem Coversong: „Leichenschändung“ basiert auf einer VIBRATORS-Nummer („Nazi baby“). Sehr gut: auf einem Textblatt gibt’s genau die, und die sind lesenswert, etwa der des Titelsongs: damals gab es noch einen Clash der Jugendkulturen, und viele Punks sagen in New Wave und der Neuen Deutschen Welle den Feind – das waren die Schickimickis. Aber auch „I wü ned“, „Der Karl“ oder „1984“ sind spannende Zeitdokumente – auch das krasse „Liebe“. Mein Hit ist aber „Der Papst“, gewidmet dem Polen Karol Wojtyla: „Wojtyla du blede Sau / nimm da doch a Klosterfrau.“